Die Locanda Gaudemus zwischen Duino und Sistiana wird oft links liegen gelassen. Das rührt wohl daher, weil sie hinter einer Mauer versteckt ist. Hinter dieser wohlgemerkt sehr schönen Mauer aus Karststein tut sich eine geräumige Terrasse mit Weinranken auf, die vom Verkehrslärm unbehelligt bleibt.

Was die Qualität der Fischgerichte betrifft, ist Gaudemus die erste Adresse. Man muss lange suchen, um so kreativ zubereiteten und frischen Fisch zu finden. Wer bei Claudio Laurentin einkehrt, sollte großen Appetit haben. Die Portionen sind riesig. Das betont der Chef auch: „Wir sind für unsere großen Portionen berühmt. Unsere Gäste freuen sich darauf.“ Da haben wir’s, daher kommt wohl der Name der Locanda Gaudemus.

Wenn man das Vier-Gänge-Menü zum wohlfeilen Preis von 45 Euro oder gar das Sechs-Gänge-Menü (60 Euro) wählt, freut man sich dann sehr auf die Grappa, die in einer bauchigen Flasche auf den Tisch kommt.

Claudio lässt die Scampi so, wie sie aus dem Meer kommen: Roh (Crudi), nur mit etwas gutem Öl und Zitronensaft abgeschmeckt. Da spürt man die Adria auf der Zunge. Roh ging es weiter mit dem Seebarsch-Carpaccio mit Zitrusfrüchten und einem sizilianischen Thunfisch-Tartare – beides leichte Gerichte, die der Sommerhitze trotzten.

Die Sarde in Savor, das typische Vorspeisengericht aus der Triester Gegend, waren wahrscheinlich die besten, die wir je kosten durften. Zwiebel, Essig, Rosinen und Pignoli sorgten für eine pikante Süße, die den Sardinen einen wunderbaren Geschmack verlieh. Das Baccala (Stockfisch) war herrlich cremig und leicht mit Sherry verfeinert. Unter einem Berg von Tagliolini mit leicht scharfer Tomatensauce versteckten sich größere Teile Granchio blu (Krabbe). Eine Mammutaufgabe, das köstliche Fleisch aus den Scheren zu pulen.

Man glaubt es kaum, aber unter der großen Auswahl an Fischgerichten findet sich auch eine Schweinsstelze nach Karster Art in einer würzigen Sauce mit den typischen Stampferdäpfeln. Wenn man dann noch atmen kann, bieten sich ein Zitronen-Sorbet (Sgroppino oder Entknüpfer des Magens) an oder die feine Crema della Nonna nach einem Rezept der Großmutter, versteht sich.

Ein Prosecco aus Pinot Noir und Ribolla Gialla Trauben begleitete erfrischend durch das opulente Menü. Zum Schluss – wie könnte es anders sein – freuten wir uns über das rundum gelungene Mahl.