Wenn die Besucher einer Buchpräsentation im Anschluss an die Veranstaltung mit dem Autor anstoßen, ist der eine oder andere heimlich froh darüber, dass der Abend nun doch noch einen Sinn hat. Werner Freudenberger kann das nicht passieren. Für seine Gäste ist es immer ein Trostachterl. Denn sie hätten dieser angenehmen Stimme, die so viel weiß und so viel zu erzählen hat, noch stundenlang zuhören können.

Den meisten heute erwachsenen Kärntnern ist diese Stimme vertraut. Sie sind mit ihr aufgewachsen oder wenigstens ein paar Mal Auto gefahren: Freudenberger war fast 40 Jahre lang Redakteur, Programmgestalter und Moderator bei Radio Kärnten. Da lässt sich ein gewisser Bekanntheitsgrad nicht in Abrede stellen, obwohl es der Betroffene selbst in der für ihn typischen humorvollen Bescheidenheit so formuliert: "Mich kennen jetzt eigentlich immer weniger Leute."

Freudenberger wollte eigentlich Volksschullehrer werden, bis er Anfang der 1970er-Jahre in Klagenfurt zufällig am ORF-Landesstudio vorbeispazierte. Beim Vorsprechen attestierte man ihm eine schöne Stimme – der Startschuss einer ORF-Karriere mit vielen Stationen. Am Ende stand die Königsklasse: das Gestalten von TV-Dokumentationen. "Das war natürlich ein Traum", schwärmt der Journalist. Seine Themen waren vor allem Kultur, Religion und Geschichte im Alpen-Adria-Raum.

Freudenberger sammelt seit Jahren Steine aus dem Tagliamento
Freudenberger sammelt seit Jahren Steine aus dem Tagliamento © Markus Traussnig

Ein Bild davon kann man sich bis heute machen. Obwohl Freudenberger vor sieben Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, laufen seine Dokumentationen noch immer auf 3sat und ORF III wiederholt. Der Gestalter von damals bekommt das selbst meist gar nicht mit, weil er beschäftigt ist: als anfangs gar nicht so begeisterter Autor von Sachbüchern. "Ich hatte keine Lust, dieses grauenhafte Klischee des schreibenden Pensionisten zu erfüllen", gibt der nun doch schreibende Pensionist zu.

Ausschlaggebend waren schließlich wieder die Themen. Auf "Kultweg Bernsteinstraße" (2014) folgte 2017 der Bestseller "Am Tagliamento", der nun in einer überarbeiteten Neuauflage erschienen ist. Der Inhalt hält, was der Untertitel "Den letzten Wildfluss der Alpen entdecken" verspricht. Zwischen der Erst- und der Neuauflage hat Freudenberger 2019, ebenfalls im Styria-Verlag, das ebenso empfehlenswerte Buch "An smaragdgrünen Flüssen – Entdeckungsreisen durch Friaul-Julisch Venetien" veröffentlicht.

Der Kärntner ist seinem immer Stil treu geblieben: Er stellt Natur, Geschichte, Sehens- und Erlebenswertes in einer unglaublichen Informationsdichte vor. "Mein Vorbild war und ist ein uralter Türkei-Führer, in dem sogar die Anreise mit dem Auto beschrieben wird, übrigens auch durch Kärnten", verrät Freudenberger. Praktisch für die Leser, herausfordernd für den Autor, der jedes Fleckchen gemeinsam mit seiner Gattin Rosemarie persönlich unter die Lupe genommen hat.

Warum Friaul-Julisch Venetien? "Weil es dort noch so viel zu entdecken gibt", sagt Freudenberger. "Und weil ich mich in diese abwechslungsreiche Gegend regelrecht verliebt habe." So sehr, dass sich ein klitzekleiner Teil der Region mittlerweile im Garten des Ehepaares in Krumpendorf befindet: Dort stapeln sich einige besonders schöne Steine, die der Autor am Tagliamento, der ihn schon seit vielen Jahren fasziniert, gesammelt hat.

Das Buch ist im Styria-Verlag erschienen
Das Buch ist im Styria-Verlag erschienen © KK