Elegant, kraftvoll und ausdrucksstark: Mit ihren Aufführungen beeindrucken die weißen Hengste der Spanischen Hofreitschule Wien Besucher aus der ganzen Welt. Die Reitkunst ist Unesco-geschütztes Kulturgut Österreichs, das Wissen um die Lipizzaner-Zucht im steirischen Piber steht eigenständig auf der Liste des Welterbes.

Die Wiege der Lipizzaner liegt allerdings nicht in Österreich, sondern in Slowenien. Das Gestüt Lipica war, als der Name der Rasse 1786 erstmals erwähnt wurde, freilich Teil der Habsburgermonarchie. Gerade einmal 20 Fahrminuten vom italienischen Triest entfernt, werden hier seit 1580 Pferde gezüchtet.

Vom Dorf Sežana geht es über schmale Straßen durch dichten Wald in Richtung Gestüt. Die letzten eineinhalb Kilometer überraschen mit einem Idyll, das an Rosamunde-Pilcher-Romane erinnert: weiß getünchte Holzzäune links und rechts der Straße begrenzen Weiden mit altem Baumbestand. Mit etwas Glück erhascht man schon vor der eigentlichen Ankunft einen Blick auf die ersten Lipizzaner. Die Tiere werden hier in Herden gehalten, auf den Wiesen tummeln sich die Stuten mit ihrem noch dunklen Nachwuchs. Die Fohlen – es sind um die 30 pro Jahr – kommen im Frühling zur Welt. Im Alter von etwa zehn Monaten erfolgt die Trennung der Junghengste von ihren Müttern. Für sie geht es in die Außenstelle bei Postojna, wo sie gemeinsam mit den pensionierten Tieren bis zum Alter von vier Jahren im Herdenverband leben.

Die besten Hengste werden in der Hohen Spanischen Reitkunst ausgebildet und trainiert
Die besten Hengste werden in der Hohen Spanischen Reitkunst ausgebildet und trainiert © Mitja Bozic

Durch gezieltes Einkreuzen vornehmlich spanischer und arabischer Pferde, entwickelte sich aus dem robusten Karster über Generationen der edle Lipizzaner. Die körperliche und mentale Stärke der Ursprungsrasse blieb erhalten – ein Schlüsselelement, das die hohe Reitkunst erst ermöglicht.

Mit Lipizzanern auf Tuchfühlung

Rund 370 Pferde leben im Gestüt, es herrscht ein reger Erfahrungsaustausch mit Piber und Wien. Anders als in den österreichischen Anlagen, geht es in Lipica weniger streng zu. Wer möchte, kann auch ohne Führung das Gelände erkunden und auf Tuchfühlung mit den Pferden gehen. Je nach Wochentag gibt es die Möglichkeit, bei einer Aufführung oder einem Training zuzusehen. Außerdem werden Kutschfahrten angeboten. Auch wer schon immer einmal einen Lipizzaner reiten wollte, kommt hier auf seine Kosten. Fortgeschrittene Reiter wählen zwischen Dressurlektionen, um die eigenen Kenntnisse zu verbessern, und mehrstündigen Ausritten durch die ursprüngliche Karstlandschaft. Auf Nicht-Reiter warten Parks, Golfplatz und Casino.

Auf Tuchfühlung mit den edlen weißen Pferden
Auf Tuchfühlung mit den edlen weißen Pferden © KLZ/Haser

Das zum Gelände gehörende Hotel Maestoso wurde vor zwei Jahren auf Hochglanz gebracht und strahlt seitdem im Industrial Chic. In Zimmern und Gängen sind immer wieder kleine Hommagen an die Reiterei und Pferdezucht versteckt. Im für Tagesbesucher geöffneten Hotelrestaurant Gratia verwöhnt Spitzenkoch Marino Furlan die Gäste. Spätestens hier lohnt sich nicht nur für Pferdenarren der Weg zur Wiege der Lipizzaner.

Vor zwei Jahren wurde das Hotel Maestoso aufwendig umgebaut. In den 139 Zimmern finden rund 250 Gäste Platz. Immer wieder weisen Details auf die Verbindung zum Gestüt hin
Vor zwei Jahren wurde das Hotel Maestoso aufwendig umgebaut. In den 139 Zimmern finden rund 250 Gäste Platz. Immer wieder weisen Details auf die Verbindung zum Gestüt hin © Gestüt Lipica