Mehr als eine Woche ist seit dem Unglück rund um die drei jungen Rumänen im Friauler Fluss Natisone vergangen. Eine von den Meteorologen angekündigte Schlechtwetterfront über Norditalien war dafür verantwortlich, dass aus dem sonst sanften Gewässer ein Sturzbach wurde. Das Trio wurde auf einer Kieselsteininsel von Wassermassen überrascht.
Entsetzte Passanten und die herbeigerufenen Feuerwehrleute versuchten verzweifelt, den drei jungen Menschen von der Brücke Ponte Romano und vom Flussufer aus zu helfen. Doch zugeworfene Seile erreichten sie nicht. Ein Feuerwehrmann versuchte an einem Seil gesichert, die rund zehn Meter zu den Verzweifelten hinzuschwimmen. Doch es misslang, wie ein Video zeigt. Nur das Seil sicherte sein Leben.
Disziplinarverfahren drohen
Ihm könnte nun ein Disziplinarverfahren drohen, da er keine Spezialausbildung hatte. Außerdem habe er gegen vor Kurzem erlassene Leitlinien der Sicherheit am Arbeitsplatz verstoßen, weil er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, wie ein Gewerkschaftsvertreter erklärte. Es sei eine absurde Situation, mit der Feuerwehrmänner jetzt in Italien zu kämpfen hätten, wo sie doch mit dem Ziel ausrückten, zu helfen.
Einer der Feuerwehrmänner erzählte, dass eine der beiden jungen Frauen nicht schwimmen habe können. Ihre Begleiter wollten sie nicht im Stich lassen, denn sie hätten sich sehr wohl noch selbst retten können. Die drei umarmten sich, um der Strömung zu widerstehen, während sie auf Hilfe warteten. Das ist auch auf Handyvideos zu sehen. Letztendlich wurden die drei Rumänen, Patrizia (20), in Campoformido wohnhaft und Bianca (23), die in Udine lebte, sowie ihr Freund Cristian (25), dessen Bruder in Wiener Neustadt in Österreich ansässig ist, von den Wassermassen mitgerissen.
Die zwei jungen Frauen wurden recht bald tot gefunden und am vergangenen Wochenende nach ihrer ersten Aufbahrung in Friaul-Julisch Venetien nach Rumänien gebracht, wo weitere Trauerfeiern stattfanden. Cristian wurde bisher noch nicht gefunden. Nach ihm wird weiterhin täglich gesucht. Mittlerweile ermitteln die Behörden auch aufgrund der Anzeige eines Anwalts der Familien. Der Hubschrauber sei zu spät alarmiert worden.
Vier Notrufe
Insgesamt setzte Patrizia laut Friauler Medien vier Notrufe von ihrem Handy ab, den ersten um 13.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wurde die erste Feuerwehr alarmiert. Der erste Hubschrauber startete jedoch erst um 14 Uhr, und zwar im entfernten Venedig. Er kam um 14.30 Uhr am Ort des Geschehens, in Premariacco, das zur Provinz Udine gehört, an. Die drei wurden um 14.10 Uhr von den Fluten mitgerissen.
Eine erste Untersuchung ergab, dass der Helikopter, besetzt mit einem Team, das für derartige Rettungseinsätze ausgebildet ist, rechtzeitig gekommen wäre, wenn er sofort alarmiert worden wäre. Nun wird der Inhalt der Notrufe untersucht. Im Natisone gilt wegen der Unberechenbarkeit der Strömung und der vielen Wasserhöhlen ein Badeverbot. Trotzdem wurde in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle beim auch als Premariacco Beach bekannten Bereich des Flusses wieder in den Lacken im Flussbett gebadet.