Ein Forschungsstipendium von Erasmus brachte eine Studentin aus dem Veneto im Jahr 2011 in die Schweiz nach Genf. Die an der Universität von Padua Eingeschriebene wollte für ihre Abschlussarbeit in einem Labor das HI-Virus studieren, das die Immunschwäche Aids auslöst. Doch dort steckte sie sich mit dem Virus an. Jetzt wird die Frau entschädigt: In einem außergerichtlichen Vergleich wurden ihr rund 145.000 Euro zugesagt. Die Betroffene konnte mit Gutachten belegen, dass sie sich bei den Laborversuchen in Genf angesteckt habe.

Das Geld komme allerdings nicht aus Padua, sondern aus Genf, ergänzte die Pressestelle der Universität von Padua entsprechende Medienberichte auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Nach dem Vergleich würden alle weiteren rechtlichen Schritte fallengelassen.

Von Freund verlassen

Erst ein paar Jahre nach ihrem Studienaufenthalt in Genf hatte die Frau, die anonym bleiben will, zufällig bemerkt, dass sie HIV-positiv ist. Sie sei in den Weihnachtsferien Blutspenden gewesen und am Stefanitag aus allen Wolken gefallen, als sie informiert wurde, dass ihre Blutspende auf HIV-positiv getestet worden sei. Ihr Freund, mit dem sie damals bereits seit sechs Jahren liiert war, habe sie daraufhin verlassen, erzählte sie der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ vor einigen Jahren.

Da sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie sich angesteckt haben könnte, gab sie ein Gutachten in Auftrag. Dieses bestätigte, dass es sich bei ihrer HIV-Infektion genau um jene Virusvariante handelte, die im Labor hergestellt wurde. Die Studentin sagt, es habe geheißen, der Virus sei in der Form nicht vermehrungsfähig, ihre Handschuhe seien intakt gewesen, sie sei mit dem Virus wissentlich auch nicht in Berührung gekommen. Daher bliebe wohl nur die Möglichkeit, dass sie sich durch Einatmen angesteckt habe.

Wissenschaftler diskutieren seither über den „weltweit bisher noch nie da gewesenen“ Vorfall. Die Betroffene übt derzeit einen Job weit unter ihrer Qualifikation aus.