Man braucht gar nicht so viel Fantasie, um das Staunen von Nina Galli nachzuvollziehen. Bei einem Spaziergang Richtung Stossau entdeckte die Arnoldsteinerin vor Kurzem eine Felsformation in der Dobratsch-Südwand, die sie an ein riesiges Gesicht erinnert. Sie postete ein Foto davon auf Facebook und freut sich über die vielen Reaktionen von Usern, die ihr recht geben. "Eine Frau hat mir erzählt, dass sie der traurige Mann, wie sie ihn nennt, jeden Tag in der Früh auf dem Weg in die Arbeit begleitet", erzählt Galli.
Felswände oder Schatten, die Betrachter an menschliche Züge erinnern, sind in den Alpen keine Seltenheit. Erst im Vorjahr sorgte eine "Schattenfrau" am Spitzkofel bei Lienz für Aufsehen. Und unweit von Arnoldstein entfernt ist das von Einheimischen schon vor langer Zeit so getaufte "heidnische Mädchen" zu Hause. Man sieht es von der Straße auf den slowenischen Vršič-Pass zwischen den Kehren 16 und 17 in knapp 1400 Metern Seehöhe. Eine Schautafel mit Lageplan erleichtert das Auffinden des ausschließlich von der Natur geschaffenen Kunstwerks in der doch etwas unübersichtlichen mächtigen Nordwand des 2647 Meter hohen Prisank oder Prisojnik.
Die Dobratsch-Südwand mit dem "traurigen Mann" ist bis zu 900 Meter hoch. Sie entstand durch einen gigantischen Felssturz, der den Berg beim Erdbeben am 25. Jänner 1348 spaltete. Rund 30 Millionen Kubikmeter Gestein stürzten damals ins Untere Gailtal und schufen die bizarre Landschaft, die seither Schütt genannt wird. Und dank Nina Galli ist das Naturschutzgebiet nun um eine Attraktion reicher.