Dieses Erlebnis wird Karin Hietel (59) aus dem Gailtal nie vergessen. Es war der 15. August in diesem Sommer. Wie jeden Tag in der Früh war die gebürtige Oberösterreicherin, die seit 25 Jahren in Kärnten lebt, mit ihrem Riesenschnauzer "Texas" an der Gail unterwegs. "Ich fahre immer mit dem Rad. Wir waren bereits wieder auf dem Rückweg", erzählt Hietel. Als sie gegen 7.15 Uhr in der Nähe des Modellflugplatzes in Feistritz im Gailtal war, sprang plötzlich von rechts ein Braunbär aus dem Gebüsch: "Ich habe davor kein Rascheln gehört, gar nichts. Er war etwa fünf Meter entfernt und lief dann auf dem Weg vor mir dahin." Die Wahlkärntnerin reagierte schnell: "Ich habe versucht, mein Fahrrad ganz leise abzubremsen und habe meinem Hund zugeflüstert, dass wir hier wegmüssen. 'Texas' war zum Glück ganz ruhig und der Bär hat uns nicht bemerkt."

Karin Hietel und "Texas"
Karin Hietel und "Texas" © Privat

Hietel drehte mit Rad und Vierbeiner um und radelte so schnell es ging wieder in die andere Richtung zurück. Dort traf sie zufällig auf zwei Jäger, denen sie von ihrem Erlebnis erzählte. Die dachten zunächst wohl, Hietel wolle ihnen einen Bären aufbinden. "Sie sind dann zu dem Bereich hin und haben dort tatsächlich frische Bärenspuren gesehen", erzählt die Gailtalerin. Später hätten ihr andere Jäger gesagt, dass die Situation nicht ungefährlich war. Und sie bekam auch viele Tipps, wie man sich in einer solchen Situation richtig verhält. "Ganz ehrlich, ich habe in dem Moment gar nicht viel nachgedacht, ich habe einfach nur geschaut, dass ich wegkomme."

"Mit Herzklopfen"

In sicherer Entfernung rief die 59-Jährige dann ihren Mann an, damit er sie abholt: "Ich habe mich nicht mehr weiter getraut." Mittlerweile erzählt sie die Geschichte, die sie eigentlich gar nicht an die große Glocke hängen wollte, mit einer Portion Humor. Damals saß ihr der Schreck aber ganz schön in den Gliedern. Ihre tägliche Radrunde mit Hund "Texas" fährt Karin Hietel trotzdem weiter. Anfangs "mit Herzklopfen". Von Meister Petz fehlt seither aber – zum Glück – jede Spur ...