Alles begann vor einigen Monaten, als das Telefon in einem Oberkärntner Hotel klingelte. Acht Paare, die gemeinsam mit ihren Motorrädern unterwegs waren, wollten acht Zimmer buchen. Und sie fragten nach einer Möglichkeit, im Hotel unter sich sein zu können. "Ich wollte ihnen vorschlagen, dass wir im Speisesaal einen Bereich abteilen, damit sie feiern können. Doch dann verstand ich, dass sie private Räumlichkeiten suchten, um nach dem Essen miteinander Spaß haben zu können."

Bis zu diesem Zeitpunkt sei es dem Geschäftsführer nicht in den Sinn gekommen, Menschen aus der Swinger-Szene eine Möglichkeit zu bieten, sich bei ihm treffen zu können. "Auch wenn man als Hotelier weiß, dass es nichts gibt, was in einem Hotel nicht vorkommt." Es interessiere ihn nicht, habe ihn nicht zu interessieren, wie er sagt. "Wenn ein Mann und eine Frau einchecken, frage ich auch nicht, ob das die Freundin, Affäre oder Sekretärin ist." Vorgekommen sei alles davon bereits. Aber Verschwiegenheit ist für den ehemaligen Taxifahrer Ehrensache.

"Ich habe einen großen Markt darin gesehen"

Die Biker-Paare brachten den Oberkärntner dazu, sich auf Online-Plattformen mit dem Thema "Swingen" zu befassen. "Ich bin ein Geschäftsmann, der Zimmer verkaufen will. Ich habe einen großen Markt darin gesehen." Der Hotelier betreibt gemeinsam mit seiner Familie das Hotel im Mölltal. Im Nebengebäude hatte er die Möglichkeit, die vorhandenen Räume für Swinger-Partys herzurichten. Bevor er die Entscheidung allerdings traf, tagte der Familienrat. Und der stimmte dem Plan zu.

Eines möchte der Hotelier betonen: "Wir sind kein Swingerclub. Dieser hat Öffnungszeiten. Wir veranstalten nur Partys. Für unsere Gäste und für Interessierte." Diese finden vorrangig an Freitagen und Wochenenden statt, haben jeweils ein eigenes Motto und setzen eine Anmeldung voraus. Die Besucher zahlen einen Unkostenbeitrag – eine Art Tageseintritt –, für die Nutzung der Räumlichkeiten, Getränke und Verpflegung. Diskretion ist dem Hotelbetreiber heilig, geredet, wer hier ein und aus geht, wird nicht. Bei den Partys gilt ein Dresscode, wer diese Räumlichkeiten verlässt, muss sich wieder seine Straßenkleidung anziehen. Dafür gibt es einen Umkleidebereich. Hotelgäste kommen mit dem Party-Bereich nicht in Kontakt – wenn sie dies nicht wollen.

Landeshauptmann eingeschaltet

Anfang Oktober starten die Veranstaltungen in dem "Gelben Haus", so der Name des zweiten Gebäudes. Zahlreiche Paare und Singles sind bereits angemeldet. "Ich habe sogar E-Mails aus anderen Kärntner Tälern bekommen. Jetzt müssen sie endlich nicht mehr nach Tirol fahren, schreiben sie." Aber während diese neue Möglichkeit, sich auszuleben, in der Szene auf freudige Erregung stößt, sind manche Anrainer – gelinde gesagt – nicht begeistert. Und diese wollten sogar Landeshauptmann Peter Kaiser einschalten: "Ja, wir wurden kontaktiert", bestätigt Gerd Kurath vom Landespressedienst. "Nächste Woche steht eine betriebsbehördliche Überprüfung der Bezirkshauptmannschaft an." Erst dann könne man mehr sagen. 

Der Hotelier "versteht die Aufregung nicht", zudem habe er sich bei der Wirtschaftskammer erkundigt und abgesichert, sagt er. Weiters: "Das Gebäude ist abgegrenzt vom Hotel, Zutritt bekommt man erst ab 18 Jahren und wir haben nichts mit dem Rotlichtmilieu zu tun." So gebe es für Besucher nicht die Möglichkeit, sich sexuelle Dienstleistungen zu kaufen. "Wir bieten nur die Räume. Was erwachsene Menschen dort miteinander machen, bleibt ihnen überlassen." Trotzdem werde man auf die Swinger achten. "Wer sich daneben benimmt, fliegt raus."