In den vergangenen Monaten schlugen die Wellen hoch zwischen Grado und Lignano. Es kursierten Gerüchte, dass sich in der Lagune von Marano im Industriegebiet von Aussa Corno, die Stahlindustrie ansiedeln könnte. Zwar hieß es immer, es gäbe kein konkretes Projekt. Aber es gibt Bestrebungen seitens der multinationalen Danieli-Gruppe gemeinsam mit einem Ukrainischen Partner, ein Stahlwerk in Italien zu errichten.

Der in Friaul beheimatete Danieli-Konzern hätte dieses Werk gerne in der Lagune installiert, wie Vertreter im August bei einem Treffen mit den Bürgermeistern der drei Gemeinden Grado, Lignano und Marano Lagunare erklärten. Die Bürgermeister betonten, dass sie sich gegen das Projekt stellen, da es nicht mit dem Tourismusgebiet in Einklang wäre. Teile der Lagune von Marano stehen sogar unter Naturschutz.

In der Region ist man dagegen

Am Wochenende stellte sich auch die Region Friaul-Julisch Venetien offiziell auf die Seite der Bürgermeister, der Naturschützer und der Bürger. "Nach genauer Überprüfung wurde festgestellt, dass im Industriegebiet Aussa Corno andere Arten von Investitionen besser geeignet sind, die auch eher in Richtlinie mit den Wünschen der Gemeinden stehen", heißt es seitens der Landesregierung.

Der Danieli-Konzern, der mit seiner Projektidee vor der Lagune von Marano laut dem Nachrichtenportal "Udine Today" bereits auf der östlichen Seite der Küste von Friaul-Julisch Venetien, im südlich von Triest an der Grenze zu Slowenien gelegenen Dorf Muggia, gescheitert war, hat noch weitere mögliche Standorte in Italien, und zwar nicht in Friaul, in der Hinterhand. Es gehe um Hunderte Arbeitsplätze. Das neue Stahlwerk sei "green", also umweltfreundlich, heißt es vom Unternehmen.

Hintertür in Rom

Ein gesetzliches Hintertürchen könnte zur Verwirklichung des Stahlwerkes aber noch offen stehen, spekuliert das italienische Nachrichtenportal "Il Fatto Quotidiano" ("Tägliche Fakten"). Zahlreiche soziale Plattformen seien in Alarmbereitschaft. Ein Mitte August von der Regierung in Rom verabschiedetes Gesetz für aus dem Ausland getätigte Investitionen im Wert von über einer Milliarde Euro, könnte wieder Bewegung in die Sache bringen. Es wird vermutet, dass die Regierung dem Projekt im Sinne des "strategischen Interesses" für das ganze Land grünes Licht erteilen könnte.

"Ich habe immer gesagt, dass ich mich mit den Bürgern und den Bürgermeistern besprechen werde, sobald es eine konkrete Hypothese gibt, die der Region präsentiert wird und sei es eine, für eine entfernte Zukunft. Aber es gibt keinen Anlass", zitierte "Il Fatto Quotidiano" Regionspräsident Massimiliano Fedriga.

"Die von der Landesregierung jetzt explizit eingenommene Position bezüglich des Stahlwerkes ist sehr wichtig, bedeutet aber noch kein definites 'Nein', weil tatsächlich die Bundesregierung noch das neue Dekret anwenden könnte. Allerdings handelt es sich bei dem Gesetzesdekret noch nicht um ein endgültiges Gesetz. Friauler Politiker versuchen gerade, es auf dem Wege vom Gesetzesdekret zum Gesetz zu modifizieren. Würde die Bundesregierung mit dem Dekret versuchen, das Projekt durchzusetzen, wäre das ein Alleingang gegen den Willen der Bürger, der betroffenen Gemeinden und der Landesregierung", sagt Mauro Popesso, Bürgermeister der Tourismusgemeinde Marano Lagunare gegenüber der Kleinen Zeitung. Er sei sehr zufrieden damit, dass Fedriga jetzt Stellung bezogen habe. "Er hat uns Bürgermeistern Gehör geschenkt und dem Willen der Bürger", so Popesso.