Die Aussicht aus Patrick Brunners Büro ist atemberaubend – man könnte fast sagen, sie geht unter die Haut. Der gebürtige Kärntner ist Facharzt für Dermatologie und forscht an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus in New York, wo er im 24. Stock den Central Park bis hin zum Hudson River überblickt. Seit etwas mehr als einem Jahr ist das seine neue Heimat. Aber von Anfang an. 

Nach seiner Matura am BRG in Spittal zog Brunner für sein Medizinstudium nach Wien. Schon damals haben ihn Hautkrankheiten besonders interessiert. "Sie sind sehr visuell, aber es gibt auch eine chirurgische und internistische Komponente", erklärt Brunner, der während seiner Fachausbildung an Forschungsprojekten zu Schuppenflechte arbeitete. 2015 landete er eine Forschungsstelle an der Rockefeller University, wo es unter anderem darum ging, neue Therapieformen für Neurodermitis zu entwickeln und die Krankheit bei Kindern besser zu verstehen. Zurück in Wien, gründete er 2018 eine Forschungsgruppe mit Fokus auf seltene Hautkrebsformen, wie etwa Lymphome.

Bahnbrechende Forschungsergebnisse

2021 rekrutierte ihn schließlich seine ehemalige Chefin der Rockefeller University, um im Mount Sinai Hospital zu arbeiten und zu forschen – eines der ältesten und renommiertesten Krankenhausnetzwerke in den USA. Um sich diesen Traum zu verwirklichen, scheute Brunner keine Mühen. Damit er auch in den USA als Arzt praktizieren kann, absolvierte er die Zulassungsprüfung. "An zwei Tagen in der Woche behandle ich Patienten. Die restliche Zeit bin ich im Labor, wo ich Forschungen zu Hautlymphomen betreibe", sagt Brunner. Und er könnte sich keinen besseren Ort als das Mount Sinai für diese Arbeit vorstellen: "Es ist ein sehr innovativer und forschungsfreundlicher Platz, man ist darauf erpicht, neue Therapien zu entwickeln." Und die Arbeit trägt Früchte – Forschungsergebnisse vom Mount Sinai Krankenhaus aus den vergangenen Jahren haben bereits zu bahnbrechenden Erkenntnissen geführt, die mittlerweile dabei helfen, Krankheiten wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder auch kreisrunden Haarausfall besser zu behandeln. 

"Wenn man zum Hautarzt geht und das Einzige, was man bekommt, ist Cortisonsalbe, dann ist das frustrierend. Nicht nur für den Patienten, auch für den Arzt", sagt der 41-Jährige, der Stolz darauf ist, Teil dieses Forschungskollektivs zu sein. Durch seine Arbeit mit den Patientinnen und Patienten weiß er, wo es Lücken gibt und es an neuen Therapieformen bedarf. Von der Hautprobe im Labor bis hin zur entwickelten Therapie können Jahre vergehen, doch die Arbeit trägt Früchte. "Gerade jetzt beobachten wir eine Explosion an Innovation für viele Krankheiten, die vor ein paar Jahren noch schwer behandelbar waren." 

Lebensmittelpunkt New York

Zwar gebe es auch in Österreich viele Möglichkeiten, doch in den USA weiß der Mediziner vor allem die flachen Hierarchien zu schätzen: "Wenn man eine Idee hat und hart arbeitet, dann kommt man weiter und es wird auch gewürdigt." Für ihn ist klar: Er will in New York bleiben. Denn auch abseits der Arbeit weiß er die Stadt zu schätzen. Inzwischen hat auch sein Mann Thomas seinen Lebensmittelpunkt nach New York verlegt, wo das Paar regelmäßig das kulturelle Angebot in Anspruch nimmt: "Wir gehen gerne in die Oper und ins Theater und im Sommer zieht es uns zu Freunden Upstate aufs Land."

Seine Freunde und Familie zu Hause in Bad Kleinkirchheim vermisst er dennoch. Und der Blick von außen zeigt auch, wie gut das Gesundheitssystem in Österreich funktioniert: "Die medizinische Versorgung in Österreich hat ein hohes Niveau. Oft wird gesudert bei Dingen, die eigentlich gut funktionieren", sagt er augenzwinkernd.