Am 1. Oktober 2021 wurde in der Arbeiterkammer (AK) Kärnten das Referat "Beruf, Familie & Gleichstellung" geschaffen – und der Bedarf an Beratungen ist enorm. Knapp 12.000 Beratungen wurden seitdem durchgeführt: 8959 am Telefon, 1472 in schriftlicher Form und 1363 Beratungen fanden persönlich statt. "In Kärnten gibt es nur die AK mit einem solchen Angebot", sagt Präsident Günther Goach.

Die großen "Brocken", die laut Referatsleiterin Michaela Eigner-Pichler von ihr und fünf Expertinnen bearbeitet werden, erstrecken sich von der Meldung der Schwangerschaft über den Wiedereinstieg von Müttern und Vätern nach der Karenz bis hin zu Diskriminierung auf unterschiedlichsten Ebenen.

Michaela Eigner-Pichler
Michaela Eigner-Pichler © AK/Bauer

So wurden etwa einem weiblichen Lehrling (16) anzügliche WhatsApp-Meldungen geschickt. Nach einem Gespräch mit der Firmenleitung wurde ihrem Wunsch auf Versetzung nicht nachgekommen, sondern während der Probezeit der Vertrag gelöst. Die AK wurde eingeschalten, das Unternehmen musste der Betroffenen 2000 Euro zahlen.

Oder der Fall einer Mutter, die mit einem einjährigen Kind eine Vollzeitanstellung in ihrer Firma anstrebte. "Ihr wurde gesagt, dass sie das als Mutter nicht schafft – und wurde gekündigt. Quasi im selben Atemzug wurde diese Vollzeitstelle neu ausgeschrieben", erzählt Eigner-Pichler. Auch in diesem Fall wurde die AK aktiv, ein Ergebnis steht noch aus.

Die Themen Karenz und Kinderbetreuungsgeld stehen ebenfalls ganz oben auf der Anfrageliste von Betroffenen. Und die AK geht dabei mitunter bis zum Obersten Gerichtshof (OGH). So wurde von einer Mutter wegen verspäteter Eltern-Kind-Untersuchungen 1300 Euro zurückgefordert. Ohne Erfolg, denn das Versäumnis lag nicht bei der Frau, sondern bei der Terminvergabe durch die Ärzte.

Eigner-Pichler und Goach appellieren gleichermaßen, sich bei Bedarf bei der AK zu melden und beraten zu lassen.