Jetzt ist 2023 über ein Monat alt. Zeit, um Bilanz zu ziehen über die Vorsätze, mit denen die Kärntner ins neue Jahr starteten. Viele wollen gesünder, schlanker, aktiver, effektiver werden - halt bessere Menschen. Falls das - überraschenderweise - nicht klappen sollte, sucht man sich neue Vorsätze.

Ihr Aufwecker nahm sich heuer vor, politische Sonntagsreden zu meiden. Aber man entgeht ihnen nur schwer. Die moralgetränkten Appelle kommen nämlich als lautes Echo zurück - von Stammtischen und aus Medien. Es soll jedoch Menschen geben, die machen Sätze, die mit "Wir müssen", "Wir können" oder "Wir brauchen" anfangen, trübsinnig wie lauwarmer Prosecco.

Warum nur muss es stets um alles gehen? Um die Rettung der Welt, des Lebens, des Klimas, der "gemeinsamen Werte". Seltsam nur: Die gleichen, die salbungsvoll den gesellschaftliche Zusammenhalt beschwören, stellen fast im selben Atemzug Andersdenkende mit jakobinischem Eifer an den Pranger.

Sagen Politiker "Wir", ist es besser, die Beine in die Hand zu nehmen. Denn wer will schon dauernd gesagt bekommen, was er alles tun muss, um auf der richtigen Seite zu stehen? Das letzte Wort dazu hat der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel: "Und die Gerechtigkeit der Anständigen hat auch einen Namen: Sie heißt Selbstgerechtigkeit."