Es war ein sehr emotionaler Moment, als Snježana Nedinić zwei Tage nach der Operation auf der Intensivstation in der Innsbrucker Uniklinik aufgewacht war. "Als Frau Nedinić ihrem Mann zu verstehen gab, dass sie seine Hand spürt und selbst die Hand bewegen konnte, war das ein Zeichen, dass sie die OP gut überstanden hat", sagt Thomas Schachner. Der Herz- und Thoraxchirurg hatte in der Vorwoche in einer fünfstündigen Operation mit seinem Team der Spittalerin einen sehr seltenen Tumor entfernt. "Der Tumor war ausgehend von der Lunge bis in das Herz vorgewachsen", sagt der Mediziner.
Eiserner Wille
Am 21. April dieses Jahres wurde das Leben der Familie komplett auf den Kopf gestellt. "Meine Frau hatte im Thoraxbereich starke Schmerzen. Wir dachten zuerst, sie hat sich einen Nerv eingeklemmt", sagt Ehemann Kristijan Nedinić. Ein Röntgenbild, aufgenommen im Krankenhaus Spittal, zeigte den wahren Grund für die Schmerzen. "Uns hat es den Boden unter den Füßen weggerissen", sagt der 31-Jährige, der wie seine Frau aus Bosnien und Herzegowina stammt. Das Paar hat zwei Kinder. Sohn Matija ist sieben Jahre alt, Tochter Sofija wurde am Dienstag ein Jahr alt. Die Sorge um die Kinder war groß. Die Kinder waren aber auch der Antrieb, nach vorne zu blicken, einen eisernen Willen zu zeigen und nicht aufzugeben. "Wir haben uns immer gesagt, dass wir das schaffen", sagt der Spittaler. Auch durch Rückschläge, wie eine Lungenentzündung, ließ sich das Paar nicht entmutigen.
Erfolgreiche Operation
Im Mai stand fest, dass der Tumor bösartig war. "Er war siebeneinhalb mal fünf Zentimeter groß", sagt ihr Mann. Im Juli begann die erste Chemotherapie im Klinikum Klagenfurt. Für Snježana begann eine harte Zeit. Sie pendelte zwischen Klinikum und ihrem Zuhause. Immer an der Seite war ihr Ehemann. Eltern, Schwiegereltern, Verwandte und Nachbarn haben das Paar bei der Kinderbetreuung sehr unterstützt.
"Im November hat ein CT gezeigt, dass der Tumor geschrumpft war. Allerdings nicht im erhofften Ausmaß", sagt der zweifache Vater. Das war der Zeitpunkt, als Primarius Wolfgang Eisterer, Vorstand an der Abteilung für Innere Medizin und Hämatologie und internistische Onkologie am Klinikum Klagenfurt, Thomas Schachner ins Spiel brachte. Eisterer hatte die Spittalerin im Vorfeld betreut und alles gemanagt. Am 14. Dezember wurde die seltene Operation durchgeführt.
"Genau diesen Tumor hat in unserer Abteilung noch niemand operiert. Es gibt auch keine großen Erfahrungswerte für diese OP", sagt der 47-Jährige und fügt hinzu: "Auch von der OP-Technik her war es keine Routineoperation. Zudem musste das Herz vorübergehend stillgelegt werden." Snježana wurden der rechte Lungenflügel sowie Teile des Herzens entfernt. Der Tumor konnte vollständig entfernt werden. "Die Absetzungsränder waren tumorfrei und es gab keine Absiedelungen in den Lymphknoten. Es hatten sich keine Metastasen gebildet", ist Thomas Schachner erleichtert.
Arzt zeigt sich beeindruckt
Die OP habe ihn emotional sehr mitgenommen, wie er offen sagt: "Am Vorabend ging mir viel durch den Kopf. Es ist doch eine junge Mutter." Tief beeindruckt ist der gebürtige Salzburger vom Optimismus des Ehepaares. "Es hat mich beeindruckt, wie die beiden alles verarbeitet haben. Sie waren so zuversichtlich", sagt Schachner, der selbst zwei Kinder hat. Ohne OP wäre die Kärntnerin gestorben. Aber auch die OP selbst barg ein nicht unbeträchtliches Risiko.
Am Freitag wurde Snježana zur weiteren Betreuung ins Klinikum Klagenfurt überstellt. Sie sollte das orthodoxe Weihnachtsfest am 7. Jänner zu Hause im Kreise ihrer Familie feiern können. "Man kann schon sagen, dass alles ein Weihnachtswunder ist", sagt der Chirurg.
Kristijan Nedinić spricht Thomas Schachner seinen tiefsten Dank aus: "Ich finde keine Worte für solche Taten. Ich werde in der Kirche für ihn beten." Aus seinem Glauben schöpfte er auch Kraft. Der Kärntner dankt auch seinem Arbeitgeber, der Firma Hasslacher, wo er als Kranfahrer beschäftigt ist: "Die Firma stand stets hinter mir."
Was waren Snježanas erste Worte nach der OP? "Wir haben es geschafft. Jetzt können wir zusammen die Kinder großziehen", sagt ihr Ehemann.