Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Verkehrstoten ist in Kärnten im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen. 19 Menschen wurden seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen getötet, um 17 weniger als zur gleichen Zeit des Vorjahres und um sieben weniger als die bisher niedrigste Anzahl, die es im Jahr 2014 mit 26 gab. Erst am vergangenen Donnerstag dürfte ein Pkw-Lenker (40) eine Frau (74) beim Überqueren des Klagenfurter Südrings übersehen haben. Die Einheimische erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass sie noch an der Unfallstelle verstarb.
Den traurigen Bezirksrekord hält derzeit Spittal an der Drau. Dort kamen im heurigen Jahr bereits fünf Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Unter ihnen sind zwei junge Radentheiner, die auf dem Heimweg vom Osterfeuer von einem betrunkenen Pkw-Lenker (22) getötet wurden. Im September wurde er dafür zu 18 Monaten Haft verurteilt.
"Es gibt nur eine akzeptable Anzahl an Verkehrstoten und die ist null", stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. "Diesem Ziel gilt es, mithilfe von Verkehrssicherheitsmaßnahmen so nahe wie möglich zu kommen." Nur der Bezirk Wolfsberg kann dieses Ziel heuer noch erreichen.
"Die Verkehrssicherheit wird von vielen Faktoren und Beteiligten ab. Wichtige Faktoren sind unter anderem die Geschwindigkeit, die Aufmerksamkeit und die Verkehrsmittelwahl. Maßnahmen in diesen Bereichen tragen viel dazu bei, die Zahl der Unfälle zu reduzieren", betont Gratzer.
Gemeinden und Städte können mit Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere für Kinder und ältere Menschen sowie für Radfahrende deutlich erhöhen. Damit wird ein positiver Kreislauf in Gang gesetzt: Denn wenn das Gehen und Radfahren sicherer wird, sind wiederum mehr Menschen im Ort zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, was wiederum die Verkehrssicherheit erhöht.
Tempo 30 statt Tempo 50
Dass der Unterschied zwischen Tempo 30 und 50 ein großer ist, verdeutlicht den Anhalteweg. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern. Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 Stundenkilometern, informiert der VCÖ. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen extrem hoch. "Im Ortsgebiet sind viele Kinder und ältere Menschen unterwegs. Deren Sicherheit und Gesundheit muss Vorrang haben", stellt Gratzer fest.
Tempo 80 statt Tempo 100
Ein hohes tödliches Unfallrisiko besteht auf Freilandstraßen. Hier ist, wie zahlreiche Beispiele in Österreich und international zeigen, Tempo 80 statt 100 besonders wirksam, um schwere Unfälle zu reduzieren. Für den Radverkehr ist zudem eine gute Rad-Infrastruktur essenziell. Zwischen Wohnsiedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet sind baulich getrennte Radwege besonders wichtig.
Umstieg auf alternative Mobilität
Auch der Umstieg vom Auto oder Motorrad auf öffentliche Verkehrsmittel erhöht die Verkehrssicherheit. Deshalb ist ein gutes Angebot an Bahn- und Busverbindungen auch ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit. In den Regionen können Anrufsammeltaxis und Discobusse am Wochenende viele schwere Unfälle verhindern und Menschenleben retten. Da diese Angebote immer wieder an der Finanzierung scheitern, schlägt der VCÖ vor, dass ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen für Anrufsammeltaxis und Discobusse zweckgewidmet werden.