Unter den Blicken der Öffentlichkeit arbeitet die Polizei in Jesolo mit Hochdruck daran, den Mann zu finden, der Dienstag kurz vor Mitternacht vor den Augen zahlreicher Touristen in der Partyzone um sich geschossen hatten. Auch in deutschen Medien wurde über das Verbrechen berichtet. Da Jesolo auch gerne von Gästen aus Deutschland besucht wird, ist das für den Urlaubsort an der Oberen Adria besonders bitter.

Rache als Tatmotiv

Insgesamt fünf Schüsse gab ein Nordafrikaner gegen 23.30 Uhr vor einem Lokal in der Via Verdi ab, um seinen aus Tunesien stammenden Kontrahenten schlussendlich im Rücken zu treffen, als dieser flüchten wollte. Ebenfalls vom Tatort geflüchtet – und zwar in Panik – waren Dutzende Touristen, die entsetzt "Bombe!" und "Schüsse!" geschrien haben sollen.

Der 36 Jahre alte Verletzte wurde von der Polizei gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Der Täter konnte bis Freitagnachmittag noch nicht gefasst werden. Aber man weiß angeblich bereits, um wen es sich handelt. Laut der italienischen Tageszeitung "Il Gazzettino" soll es ein junger Mann sein, der erst Anfang Juli nach einem Aufenthalt in Paris in die Gegend zurückgekommen sei. Als Tatmotiv nimmt man Rache an. Der Täter soll den 36-Jährigen dafür verantwortlich gemacht haben, dass sein Bruder vor wenigen Tagen ins Gefängnis musste. Das Opfer liegt noch im Krankenhaus in Venedig-Mestre. Da der Mann einen Durchschuss erlitten hat, wurden keine Organe geschädigt.

Die Party ging weiter

In der Partymeile von Jesolo hat das Feiern bereits am Mittwoch am Abend seinen gewohnten Lauf genommen. "Zuerst hatten wir ein wenig Zweifel, aber in der Tat hat überhaupt nur ein Gast wegen der Schießerei etwas gefragt. Unsere Bar war voll wie immer", erzählte die Inhaberin des Lokales, in dem sich die zwei Tunesier vor der Schießerei gestritten hatten, dem "Gazzettino". Und: "Die Via Verdi ist jetzt, nach diesem Vorfall, endlich einmal frei von Drogendealern."

Polizei wird aufgestockt

Die Sicherheitskräfte von Jesolo haben unter anderem auch mit Razzien auf die Schießerei reagiert. Sie schauten etwa in einem verlassenen, gesperrten Hotel, das 50 Meter vom Tatort entfernt liegt, ob darin Obdachlose wohnen oder Drogendealer Ware bunkern, wurden aber nicht fündig. Die bereits jetzt in Jesolo tätigen Sicherheitskräfte werden aufgestockt, wie der Fernsehsender "Tele Venezia" berichtet: Der Polizeipräsident von Venedig, Maurizio Masciopinto, versprach, ein Dutzend Beamte der Kriminalitätsprävention aus Padova nach Jesolo zu schicken. "Die Daten zeigen uns, dass die vermehrten Streifen in den vergangenen Wochen, die Situation verbessert haben. Die Schießerei ist der Gipfel von Exzessen nach den Covid-Beschränkungen. Dieses Phänomen ist in ganz Italien zu sehen", sagte Masciopinto.