2,80 Euro verlangt Reinhard Rogl, Chef des Villacher Kultlokals "29er", für einen Aperol-Spritz. Mit diesem Preis ist er branchenweit wohl der Einzige und hebt sich deutlich von den Mitbewerbern ab. Ein Blick in die Getränkekarten diverser Lokale in Kärnten zeigt: Für einen erfrischenden Aperol muss der Gast anderswo zwischen fünf und zwölf Euro zahlen.

Doch warum bietet der Gastronom das beliebte Sommergetränk so günstig an? Rogl erklärt: "Es ist mir schon bewusst, dass dies der billigste Aperol-Preis kärntenweit sein könnte. Es kann ja auch positive Signale aus der Gastronomie geben und Nutznießer sind in erster Linie unsere Stammgäste. Aber auch neue Gäste, die wir dadurch ansprechen wollen, sind herzlich willkommen." Eine Werbeaktion also, das gibt er auch zu. Auf Dauer werde Rogl den Aperol-Spritz nicht zu diesem Preis anbieten: Im Herbst will er ihn wieder "anpassen".

Von mehreren Faktoren abhängig

Zu welchem Preis Getränke angeboten werden, ist von vielen Faktoren abhängig und eine Kalkulationsfrage. So fließen beispielsweise örtliche Gegebenheiten oder die Zielgruppe mit ein. Aber auch Pachtpreise, Fixkosten und Selbstkosten spielen eine große Rolle. "Preise kann man nicht pauschalieren. Es gibt nicht den 'perfekten Preis' für Aperol oder Kaffee", sagt Gastronomie-Fachgruppenobmann Stefan Sternad.

Derzeit steigen aber nicht nur die Getränkepreise: So haben sich zum Beispiel Öl-, Heiz- und Stromkosten nahezu verdoppelt. "Lebensmittelkosten verzeichnen ein Plus von 20 bis 30 Prozent", weiß Sternad. Die Teuerungen beim Einkaufen bekomme der Konsument deutlich zu spüren. "Deshalb reagieren die Gäste auch mit Verständnis auf die Getränkepreise", meint er.

"Steigerung war absehbar"

Ob die Preise für Aperol und Co. wieder sinken werden, können sowohl Sternad als auch Rogl nicht einschätzen. "So wie die aktuelle Preissituation ist, wird es eher keine Wende mehr geben", vermutet der "29er"-Chef. Über die Rücknahme der fünf Prozent habe sich Sternad im vergangenen Jahr bereits geärgert. Laut ihm wären sie jetzt eine Inflationsbremse gewesen, man hätte damit viel abdecken können. "Die Kostensteigerungen waren schon Ende letzten Jahres absehbar. Wenn man vorausschauende Politik betreiben würde, dann würde man so etwas zumindest andenken", kritisiert Sternad. Er wünscht sich baldige Gegenmaßnahmen, um die Preisspirale zu stoppen. Das heurige Jahr werde diesbezüglich alle noch vor große Herausforderungen stellen.