Kommentare wie "Ermittlungen in Lichtgeschwindigkeit" gehören noch zu den harmlosesten, wenn die Kärntner Polizei erst viele Monate nach einer Straftat Fahndungsfotos veröffentlicht. Nicht nur potenzielle Zeugen und aufmerksame Bürger wundern und fragen sich: Warum werden Fahndungsfotos so spät veröffentlicht? Wer soll sich da noch an die Tat erinnern? Der Täter ist doch schon längst über alle Berge.

Aktuell fahndet die Polizei nach einem Einbrecher, der im Clubgebäude des Golfclubs Finkenstein unter anderem einen Stahltresor gestohlen hat. Der Einbruch fand im Juni 2021 statt. Aber erst jetzt, sieben Monate danach, hat die Polizei Fotos aus der Wildkamera des Geschädigten, auf welchem der Tatverdächtige gut erkennbar ist, veröffentlicht.

In Kärnten ist eine solche späte Fahndung keine Seltenheit. Auch im Fall eines Seriendiebes auf Golfplätzen hat die Polizei im Vorjahr fünf Monate benötigt, Fotos aus der Überwachungskamera einer Bank zu veröffentlichen. Der Täter hat mit gestohlenen Bankomatkarten mehrere Behebungen durchgeführt.

Aber das ist nichts gegen 18 Monate, welche zwischen einem spektakulären Bankbetrug in Villach und der Veröffentlichung des Fotos des dringend Tatverdächtigen liegen. Auf diesem ist sogar das Gesicht des Betrügers zu erkennen.

Datenschutz vs. Aufklärung

Warum wartet die Polizei in gewissen Fällen so lange mit der öffentlichen Fahndung und nimmt lieber in Kauf, die Tat nicht mehr aufklären zu können? Die Polizei muss bei der Staatsanwaltschaft die Veröffentlichung des vorhandenen Bildmaterials beantragen. Regt sie das aus welchen Gründen auch immer nicht an, passiert auch nichts. Regt die Polizei die Veröffentlichung an, entscheidet die Staatsanwaltschaft darüber. "Erst wenn alle anderen Ermittlungsschritte durchgeführt werden, werden Fotos veröffentlicht, das ist die Ultima Ratio", sagt Markus Kitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der damit verbundene Vorteil müsse laut Gesetz den "Eingriff in die Intimsphäre" (die Verletzung des Datenschutzes) rechtfertigen. 

"Im aktuellen Fall musste man auf die Auswertung von mehreren DNA-Spuren warten", sagt Kitz. Deshalb habe es so lange gedauert. Weil diese keinen Treffer ergaben, entschloss man sich, die Bilder aus der Wildkamera doch zu veröffentlichen. 

Fotos stehen den Polizisten meist sofort zur Verfügung. Mit der Befragung von Zeugen und Umfeldermittlungen dauert es eben – manchmal sogar eine (gefühlte) Ewigkeit.