Schon im Zuge der ersten Welle im Frühjahr vergangenen Jahres, berichtet Primarius Markus Rauter, habe sich auch im Klinikum Klagenfurt sehr rasch gezeigt, dass ein Teil der Covid-Patienten nach der akuten Erkrankung nicht gesund waren, sondern bis zu zwölf Wochen über verschiedenste Beschwerden klagten. Wie sich herausstellen sollte, waren sie vom Post-Covid-Syndrom betroffen, bei dem es keine klar definierbare Symptomatik gibt. Meist wird Post Covid bei Patienten mit schweren Verläufen beobachtet, die stationär, teilweise sogar intensivmedizinisch betreut werden mussten.

Wer jenseits von zwölf Wochen an Folgen der Erkrankung leidet, gilt als Long-Covid-Fall. Oft sind Beschwerden, nach vermeintlicher Heilung, zurückgekehrt. Und oft sind Menschen, welche die akute Krankheit mit einem milden Verlauf überstanden, davon betroffen. „Im Herbst des Vorjahres“, erinnert sich Rauter, „ist der Medizin das Problem so richtig bewusst geworden.“ Weltweit ist inzwischen ein Lernprozess im Umgang mit diesem Phänomen im Gange.

Jeder zehnte Patient trägt länger an einer Covid-Erkrankung. In Kärnten sind das inzwischen über 4000 Menschen, was im Spitalswesen für eine weitere Belastung in Zusammenhang mit der Pandemie sorgt. Im Klinikum liegt die Expertise in der Betreuung bei der von Primarius Rauter geleiteten Abteilung für Lungenkrankheiten. Das rühre daher, sagt er, dass bei einem Großteil der Patienten eine Lungenentzündung als klinisches Hauptsymptom auftrete.

In Reaktion auf die stark zunehmende Zahl Betroffener wurde vor kurzem zur Nachsorge auf der Lungenabteilung eine Post-Covid-Ambulanz eingerichtet. Es handelt sich um eine Termin-Ambulanz, unangemeldete Patienten können nicht berücksichtigt werden. Die Behandlung von post- und Long-Covid-Patienten erfolgt interdisziplinär und symptombezogen. Rauter: „Dabei sind wir sehr auf die Hinweise des Betroffenen angewiesen.“

Primarius Markus Rauter
Primarius Markus Rauter © Kabeg

Auch wenn die Symptome individuell sind, hat sich hinsichtlich der Therapie ein hoffnungsvoller allgemeiner Faktor herauskristallisiert: Eine Impfung scheint bei Long-Covid-Opfern eine deutliche Besserung herbeizuführen. „Daher empfehlen wir, in diesem Fall über eine Impfung durch den Hausarzt nachzudenken.“

Große Bedeutung komme auch der psychischen Betreuung der Patienten zu. Rauter: „Es ist wichtig, zu vermitteln, dass es sich um ein Krankheitsbild handelt, das bekannt ist.“

Long Covid belastet übrigens nicht nur die Spitäler, sondern auch den Staatshaushalt. Fast eine halbe Milliarde Euro pro Jahr betrage der Aufwand nur für jene, die sich bisher mit dem Virus infizierten. Das errechnete das Momentum-Institut in der Vorwoche für den „Kurier“.