Wie schaffte es ein Krimineller, mehr als eine halbe Million Euro am Bankschalter von einem fremden Konto abzuheben? Nicht nur für erfahrene Kriminalisten ist das seit über einem Jahr ein Rätsel. Im September 2019 ist der bärtige Mann mit Hut in eine Bankfiliale in Villach gekommen, um 600.000 Euro von „seinem“ Sparkonto abzuheben. Zuvor hatte er per E-Mail die Bank angewiesen, das Geld bereitzustellen. Er gab sich als Kontoinhaber aus. Als er in die Bank kam, verlief für ihn alles nach Wunsch. „Es wurden ihm 600.000 Euro bar ausgezahlt“, bestätigt Markus Kitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Hat Bank Sorgfaltspflicht eingehalten?

Üblicherweise findet bei Behebungen eine Identitätsprüfung mittels eines gültigen Dokumentes statt und die Unterschrift wird geprüft. All diese Checks stellten für den Betrüger kein Problem dar. Niemand schöpfte Verdacht. Mehrere Wochen nach dem Coup bemerkte der echte Inhaber, dass ihm 600.000 Euro auf dem Konto fehlen und ging zur Polizei. Angaben zum Opfer hält die Polizei zurück. Seit einem Jahr wird im Stadtpolizeikommando Villach ermittelt. „Der Täter muss viele Informationen gehabt haben“, sagt Dietmar Koller, Leiter des Kriminalreferates. Ein Naheverhältnis zum Opfer wird vermutet.

Polizei bittet um Hinweise

Auf den erst jetzt veröffentlichten Bildern der Bank ist der rund 50 Jahre alte Betrüger gut zu sehen. Die Ermittler erhoffen sich dadurch Hinweise auf seine Identität. Wer kennt den Mann? Hinweise erbeten unter: Tel. Nr. 059133 26 3333 (Kriminalreferat Villach). Eine Frage stellt sich aber auch noch: Hat die Bank ihre Sorgfaltspflicht verletzt? Davon hängt ab, wer letztlich für den Schaden aufkommt.