In Kärnten vergeht seit Wochen kein Tag ohne Unwetter. Am Donnerstag Nachmittag zog eine Front im Norden Kärntens eine Spur der Verwüstung. Laut Landesalarm- und Warnzentrale wurden 55 Feuerwehren zu insgesamt 87 Einsätzen gerufen. Das Zentrum des Unwetters lag dieses Mal im Raum von Bad St. Leonhard. Knapp ein Drittel aller Feuerwehreinsätze waren im oberen Lavanttal.
Dort gingen zwischen 15.30 und 17 Uhr heftige Gewitter nieder. Bei der Ortsdurchfahrt musste der Verkehr immer wieder angehalten werden. Die Wassermassen bedrohten mehrere Gebäude. Firmen, die Sparkasse und mehrere Keller standen unter Wasser. "In der Gemeinde gab es über zehn Hangrutschungen, über 50 Häuser wurden überflutet. So ein gewaltiges Unwetter habe ich in 30 Jahren nie erlebt", sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Wolfgang Weißhaupt. Die rund 120 Einsatzkräfte der Feuerwehren waren von der ersten Alarmierung am Nachmittag bis Mitternacht im Einsatz. "Heute waren hauptsächlich die Bagger unterwegs. Auch unzählige Pumparbeiten, auch in der Firma Geislinger, standen auf dem Programm."
Obdacher Straße wieder offen
Nach dem gestrigen Murenabgang war die Obdacher Straße (B78) auf der Umfahrung Bad St. Leonhard gesperrt. Freitagabend konnte die Sperre wieder aufgehoben werden. "Die Lärmschutzwände wurden unterspült", sagt Markus Lappas von der FF Bad St. Leonhard.
Mit vier Bagger und zehn Lkw mit Spezialgeräten standen über 20 Mitarbeiter der Straßenmeisterei im Einsatz. Unterstützt wurden sie dabei von Kollegen aus Lavamünd und Völkermarkt sowie von der Stadtgemeinde Wolfsberg. "Die Arbeiten werden sicher noch eine Woche lang dauern."
Die Straße auf das Klippitztörl war ebenfalls vermurt. "Die Straße war am Donnerstag kurzzeitig gesperrt, seit 19 Uhr ist sie wieder frei befahrbar." Die restlichen Gemeindestraßen sind laut Lappas zwar noch nicht ganz frei geräumt, aber wieder passierbar. "Der Auerbach zwischen Prebl und Wolfsberg hat viele Schäden angerichtet. Darunter Vermurungen in Kellern", betont Gaber.
So sah es am Donnerstag kurz vor Kliening aus:
Schwere Unwetterschäden gab es am Donnerstag auch wieder im Gemeindegebiet von Wolfsberg.
Auch die Feuerwehr Prebl stand nach heftigen Unwetter im Bereich Prebl und Auen im Hochwassereinsatz. Besonders betroffen war die Auenstraße, die zum Teil meterhoch an mehreren Stellen vermurt wurde.
Haus von Geröllmassen verschüttet
Die FF St. Margarethen wurde zu einem Hochwassereinsatz in den Weißenbachgraben gerufen. Aufgrund eines starken Gewitters verwandelten sich einige Zuflüsse zum Weißenbach in reißende Gewässer und rissen Steine und Bäume mit sich. Dabei wurde die Weißenbach Landesstraße an zwei Stellen komplett blockiert.
Weiters wurde ein angrenzendes Haus von den Geröllmassen teilweise verschüttet. Das eingedrungene Wasser musste mit Hilfe von Schlamm- und Tauchpumpen aus dem Keller gepumpt werden. Die Straße konnte wieder für den Verkehr frei gegeben werden.
Silberegger Straße gesperrt
Im Bezirk St. Veit waren Metnitz, die Flattnitz sowie erneut Guttaring betroffen. Laut der FF Wieting gab es auf der B92 eine Überschwemmung, mehrere Kanäle mussten geräumt werden.
Die Silberegger Straße (L82) ist zwischen Mösel und Guttaring gesperrt. Der starke Regen hat die Straße verschlammt. Laut Antenne Kärnten können Autofahrer über Brückl ausweichen. Das dauert eine halbe Stunde länger.
Hintere Feistritz von Umwelt abgeschnitten
In der Gemeinde Metnitz wurden besonders die Ortsteile Marienheim und Feistritz schwer in Mitleidenschaft gezogen. Mehrere Murenabgänge haben dazu geführt, dass die hintere Feistritz von der Umwelt abgeschnitten war. Durch eine Verklausung trat der Feistritzbach in Marienheim über die Ufer und überschwemmte die Landesstraße (L62) und in weiterer Folge die nahegelegene Zimmerei und ein Wohnhaus.
Laut der Freiwilligen Feuerwehr Grades wurde von Bürgermeister Anton Engl-Wurzer ein schweres Gerät zum Freimachen der Verkehrswege organisiert, die Arbeiten laufen seit Freitagfrüh.
Auch Hüttenberg wurde nicht vom Wetter verschont. Die FF Hüttenberg wurde zum Einsatz auf die B92 Höhe Josefibauer alarmiert. Ein Kanal wurde aufgrund des vielen Schwemmmaterials verstopft, das ganze Wasser plus Material floss über die B92.
Unwetter auch in Oberkärnten
Gegen 16 Uhr war es in Krems in Oberkärnten zu mehreren Hangrutschungen in einen Bach gekommen, dieser stieg stark an, weshalb einige Muren im Bereich Vorderkrems abgingen. Dabei wurden mehrere Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude stark beschädigt, vier Anwesen waren vorerst nicht mit Fahrzeugen erreichbar.
Ein Forstweg wurde auf einer Länge von etwa 70 Metern weggeschwemmt, auch die Innerkremser Landesstraße wurde beschädigt. „Zum Glück hatten wir wegen Kanalbauarbeiten vier Bagger zur Verfügung“, sagt der Kremser Bürgermeister Johann Winkler. „Am Abend war die Straße wieder befahrbar. Am Freitag wird sie von der Feuerwehr noch einmal gereinigt.“
Wegen der Verklausung einer Güterwegbrücke waren die Zufahrten zu zwei Wohnhäusern und einem hoch am Berg gelegenen Hof am Donnerstagabend nicht erreichbar, informierte Winkler. „Es besteht aber keine Gefahr.“
Unwettereinsatz in der Vorderkrems
Täglich Unwetter in Kärnten
400 Unwetter-Einsätze in nur einer Woche: Die Kärntner Feuerwehren absolvierten zwischen 27. Mai und 3. Juni einen Einsatz-Marathon. Diese Woche ging es zwar wettermäßig in dieser Tonart weiter, zum Glück waren die Ausmaße der Unwetter jedoch nicht ganz so heftig: "Von Montag bis Donnerstag wurden die Feuerwehren bisher zu 110 Einsätzen gerufen", bilanziert Dominic Doujak von der Landesalarm- und Warnzentrale Kärnten (LAWZ).
Am Mittwoch konzentrierten sich die heftigen Gewitter und Schauer auf den Bereich der Gurktaler Alpen, betroffen war vor allem die Gemeinde Guttaring. Die Feuerwehren mussten zu 15 Einsätzen ausrücken. "Es war ein Wahnsinn", berichtete Ehrenbezirksfeuerwehrkommandant Egon Kaiser. "Binnen 15 Minuten gab es so extreme Überschwemmungen und Vermurungen, dass wir Geräte aus dem Katastrophenlager heranziehen mussten."
In Hüttenberg mussten laut Markus Schwarz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, die Einsatzkräfte zur Überschwemmung der B92 in Richtung Steiermark ausrücken. "Außerdem waren wir noch mit den Aufräumarbeiten von Dienstag beschäftigt. Zwei Häuser wurden von einer Mure getroffen. Wir führten daher Hangsicherungsarbeiten durch." Der Landesgeologe war ebenfalls vor Ort: "Er konnte für die zwei Häuser Entwarnung geben", sagt Schwarz.
Julia Baumgartner