In keinem Bundesland fühlen sich die Eltern durch externe Nachhilfe finanziell stärker belastet als in Kärnten. Insgesamt sind 66 Prozent der Eltern, deren Kinder bezahlte Nachhilfe bekommen, davon betroffen – dieser Anteil liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 49 Prozent. Mit finanziell begrenzten Ressourcen stoßen Familien oft an ihre Grenzen, sofern die gewünschte Nachhilfe überhaupt leistbar ist.

Die Kosten pro Schulkind für externe Nachhilfe blieben gegenüber dem letzten Jahr gleich: Im Durchschnitt gaben Kärntner Eltern 700 Euro aus. Bundesweit liegen die Ausgaben mit 710 Euro knapp darüber. Die Gesamtausgaben für Nachhilfe in Kärnten belaufen sich auf 6,3 Millionen Euro. Österreichweit sind es rund 100 Millionen Euro. Vor allem die unteren Einkommensgruppen sind bei Nachhilfekosten finanziell sehr stark bis spürbar belastet.

22 Prozent bräuchten Nachhilfe

Der Gesamtbedarf an externer Nachhilfe betraf in Kärnten etwas weniger als 14.000 Schulkinder (22 Prozent) im laufenden Schuljahr sowie in den letzten Sommerferien. Externe Nachhilfe tatsächlich in Anspruch genommen haben mehr als 11.000 Schüler (18 Prozent), bei 9.000 davon handelte es sich um bezahlte Nachhilfe.

Vier Prozent (2.500 Schulkinder) konnten – auch aus Kostengründen – keine bezahlte Nachhilfe in Anspruch nehmen, obwohl diese seitens der Eltern erwünscht gewesen wäre.

Chancengerechtigkeit herstellen

„Die Schule produziert nach wie vor einen Nachhilfemarkt, in den jene Eltern investieren können, die dafür die notwendigen finanziellen Mittel haben. Ziel der Schulreform muss sein, Nachhilfe einzudämmen und damit Chancengerechtigkeit herzustellen“, sagt AK-Präsident Günther Goach und fügt hinzu: „Die Chance zur Bildung darf nicht von finanziellen Ressourcen der Eltern abhängig gemacht werden.“

Ein eindeutiges Ergebnis ergab sich nach der Frage, wer zuhause mit den Schulkindern lernt und übt. In 87 Prozent der Fälle ist das in Kärnten die Mutter. Der Vater hilft in neun Prozent der Fälle. Geschwister, Großeltern oder andere Personen sind damit nur zu sehr geringen Anteilen betraut.

Nachmittagsbetreuung dämmt externe Nachhilfe

Regelmäßige schulische Nachmittagsbetreuung zeigt sowohl bundesweit, als auch in Kärnten, seine Wirkung. Nur acht Prozent der Kinder, die schulische Nachmittagsbetreuung erhalten, benötigten während des Schuljahres noch zusätzliche bezahlte Nachhilfe – bei jenen ohne Nachmittagsunterricht waren es knapp 15 Prozent. Auch regelmäßiger Förderunterricht dämmt die bezahlte Nachhilfe ein (10 Prozent versus 17 Prozent).

Eine Konstante bleibt bestehen: Schüler brauchen in Mathematik und Fremdsprachen die größte Unterstützung. Mathematik liegt unangefochten an erster Stelle, gefolgt von Fremdsprachen und Deutsch. „Die Ergebnisse der regelmäßigen Nachmittagsbetreuung üben einen positiven Effekt auf die Schüler aus, doch es braucht mehr Maßnahmen zur Eindämmung des immer noch viel zu hohen Nachhilfebedarfs“, sagt AK-Referentin Cordula Wadl und erklärt: "Wenn das Lernziel mit privater Nachhilfe zu erreichen ist, warum sollte dies dann nicht auch im Rahmen eines vertiefenden Nachmittagsunterrichts mit individueller Förderung möglich sein."

AK-Lerncoaching

2016/2017 unterstützt die AK-Kärnten mit 120.000 Euro das Projekt „Lerncoaching“, das zusätzliche Nachhilfe für Kinder im Pflichtschulalter für einkommensschwächere Familien anbietet. Abgewickelt wird das Pilotprojekt von den Kärntner Volkshochschulen in allen Bezirksstellen. Bisher nahmen 695 Schüler an 166 Kursen teil.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 25 Prozent der befragten Eltern sahen bei ihren Kindern eine sofortige Verbesserung der Note. 39 Prozent sprachen von allgemein besseren Leistungen in der Schule. Einen 100-prozentigen Erfolg konnten die Kinder verbuchen, die eine Nachprüfung hatten. Wichtiger war es jedoch, dass die Kinder wieder fit für das neue Schuljahr sind und wieder Anschluss finden. Die Kurse des AK-Lerncoaching, durchgeführt durch die Kärntner Volkshochschulen, werden noch bis zum Sommer 2017 angeboten.