Laut einer EU-Umfrage sind 75 Prozent der Bürger für umweltfreundliche Produkte. Tatsächlich zugreifen tun viel weniger – in Österreich 33 Prozent der Bevölkerung. Wie kann man den blinden Fleck beseitigen?
Jeanette Huber: Es muss ein Paradigmenwechsel stattfinden. Weg von den Drohungen und Sanktionen. Hin zu Anreizen für die Konsumenten. Umweltschonende Produkte müssen in Zukunft sinnlich erfahrbar werden. Und in den Umdenkprozess darf ruhig auch mehr Humor hinein.

Wie soll das funktionieren?
Jeanette Huber: Ich nenne als Beispiel den Toyota Prius, bei dem man auf einem Display sehen kann, wie viel Kohlendioxid er ausstößt oder wie viel Energie man sparen kann, wenn man bremst. Energiespar-Produkte müssen in Zukunft mit gutem Design verbunden sein. Energie sparen muss spürbar sein.

Wie können die Produzenten den Kunden nachspüren?
Jeanette Huber: Meine Untersuchungen ergeben bestimmte Typen. Die "Emsigen Umwelt-Ameisen" sind ohnehin zu allem bereit. Mit der Vogel-Strauss-Fraktion hingegen wird es schwer, die stecken den Kopf in den Sand. Allerdings zahlt es sich aus, die – ich nenne sie – "trägen Flusspferde" zu motivieren. Sie trennen bereits ihren Müll, stellen den Stand-by-Modus ab. Aber sie fahren noch allzu oft mit dem eigenen Auto, kaufen keine Produkte mit Umweltzeichen, sondern Wegwerfartikel. Da tauchen sie ab.

Wie kriegt man sie zum Auftauchen?
Jeanette Huber: Mit Förderungen kann man sie stimulieren, aber auch mit klugen Finanzierungslösungen. Alles aus einer Hand ist gefragt, eine bessere Öko-Information. Im April ist es zum Beispiel umweltschonender, Äpfel aus Argentinien zu kaufen, als aus Österreich. Man sieht also, die Sache ist nicht mehr so simpel wie noch vor ein paar Jahren. Ich sage überhaupt: Es muss ein kollektiver Öko-Enthusiasmus ausbrechen.

Wie groß sind denn die Steigerungsraten, auf die sich die Industrie einstellen soll?
Jeanette Huber: Grüne Technologien werden bis 2020 weltweit um elf Prozent zulegen. Und für Österreich sind sie ein wichtiger Exportmarkt und Arbeitsplatz-Beschaffer: Durch die Wirtschaftskrise werden in den USA, Brasilien, Indien und China Milliarden in "grüne" Konjunkturprogramme gesteckt.