Im neuen Kärntner Landtag sitzt gerade eine Handvoll Frauen, in der Regierung gar keine mehr.
HELENE KARMASIN: Man könnte denken, Frauen würden aus der Politik abserviert. Bei nicht frauenfreundlichen Parteien verwundert das nicht, aber bei arrivierten wie ÖVP oder SPÖ?

Schadet das den Parteien?
KARMASIN: Ihr Verhalten ist unverständlich. Die Politiker ahnen nicht, welch schlechten Eindruck sie damit machen.

Frauen als Puffer, die in Krisen schlechte Jobs übernehmen oder sich ganz feuern lassen müssen?
KARMASIN: Da ist was dran - auch weil Frauen schon immer die schlechteren Jobs hatten.

Haben Politikerinnen einen schwereren Stand?
KARMASIN: Viele Frauen wollen sich diesen zeitraubenden Mörderjob nicht antun. Außerdem werden sie so kritisch beäugt, dass Furcht vor Kränkung besteht. Viele sind da zu sensibel.

Politik ohne Frauen scheint ja gut zu funktionieren?
KARMASIN: Auf Dauer nicht! Vielfalt ist immer besser, auch in Gruppen. Dazu müssen Frauen die kritische Masse von einem Drittel erreichen. Sonst bleiben sie Einzelkämpfer, die jederzeit abgeschossen werden können.

Warum akzeptieren Wählerinnen Parteien ohne Frauen?
KARMASIN: Die Solidarität unter Frauen ist oft niedrig. Es gibt kaum Vorbilder. Eine neue Generation selbstbewusster, erfolgreicher, junger Frauen wird sich stärker artikulieren. Bis diese Rolle selbstverständlich sein wird, kann aber noch eine Generation dauern.