Russland dreht Österreich den Gashahn zu. Können Sie noch ruhig schlafen?
HERMANN EGGER: Im Moment schon noch. Wir haben zwei bis drei Monate Erdgas in Speichern zur Verfügung. In Kärnten werden pro Stunde etwa 33.000 Kubikmeter gebraucht, die können wir ohne Einschränkung liefern. Da durch die Wirtschaftskrise am Markt weniger Gas nachgefragt wird, kaufen wir im Moment alles auf, was wir kriegen können.

Was ist, wenn das Muskelspiel der Russen länger dauert?
EGGER: Wenn es dauert, was wir nicht glauben, muss die Regierung tätig werden und eine Gas-Reglementierung verordnen.

Das heißt konkret?
EGGER: Im ersten Schritt muss die Stromproduktion, die mit Erdgas betrieben wird, eingestellt werden. Als zweiter Schritt wird bei den Industriebetrieben gekürzt, die nicht für die Lebensmittelproduktion verantwortlich sind. Wenn einmal die Wärmeversorgung Privater betroffen ist, hat nicht nur die Kelag ein Problem, sondern ganz Europa.

Würden Sie angesichts dieser krassen Abhängigkeit heute noch ein Gas-Kraftwerk bauen?
EGGER: Meine Antwort ist, dass die Kelag den Gas-Einsatz sukzessive durch alternative Energien ersetzt. Zum Beispiel in Villach, wo 50 Prozent der 100 Millionen Kilowattstunden durch Biomasse und Omya-Abwärme ersetzt wurden. Unsere strategische Entscheidung auf regenerative Energieträger zu setzen, hat sich im Lichte der Situation als goldrichtig heraus gestellt. Auch europaweit wird man umdenken.