Humor kann man den italienischen Carabinieri nicht gerade nachsagen. In diesem Fall schon: Ihre verdeckte neunmonatige Aktion gegen eine mutmaßlich kriminelle Müllbande in Görz, deren Wirken bis nach Kärnten reicht, hieß bei den Polizisten nur noch "Sacher Compost", vermutlich wegen Österreichs berühmtestem Kuchen.

Falsche Gutachten. Doch was ein Gericht am 3. Februar 2009 in Görz verhandeln will, ist ganz und gar nicht appetitlich. Eine 24-köpfige Bande soll Firmen mit wohl klingenden öko-freundlichen Namen gegründet haben und dort Industrieschlämme, Plastik, Giftimprägniertes Holz, Straßenbauabfälle und städtischen Müll so behandelt haben, dass dieses teuflische Gemisch wie hochwertige Komposterde aussah. Später wurden darin auch noch Salmonellen, Enterobakterien und Streptokokken entdeckt. Ein Labor soll falsche Gutachten und Begleitschreiben erstellt haben. 1300 Tonnen, also 1,3 Millionen Kilogramm der falschen Erde wurden an ein Kärntner Bauunternehmen verkauft. Entsprechende Unterlagen haben die Carabinieri bei "Sacher Compost" im Jahr 2006 gefunden und beschlagnahmt. Weitere 2700 Tonnen Sondermüll sollen auf italienische Felder "entsorgt" worden sein.

Mehrere hunderttausend Euro. Dabei fiel gleich zweifach Profit an: Zum einen musste man nicht die großen Kosten für fachgemäße Entsorgung bezahlen. Zum anderen gab es sogar noch Geld vom Käufer des vermeintlichen Kompostes. Der "Gewinn" der illegalen Tätigkeit wird von der Polizei auf mehrere hunderttausend Euro geschätzt.

Prozess. Von den 24 Verdächtigen wurden inzwischen zehn entlastet, für vier Nebenbeteiligte ist das Verfahren abgeschlossen. Elf Männern, darunter den Chefs der Öko-Firmen, wird Anfang Februar der Prozess gemacht.

Geschäftskontakt abgebrochen. Dem Chef des Kärntner Unternehmens sagen die Namen der italienischen Firmen im Gespräch mit der Kleinen Zeitung "fast gar nichts". Er verweist an seinen zuständigen Geschäftsführer, der zu den Angeklagten gehört und seine Sicht der Dinge darstellt: "Die Italiener aus Gorizia haben uns reinen Grünschnitt für zehn Euro pro Tonne angeboten. Wir hatten gerade einen Engpass und haben gekauft. Die ein- und ausgehende Ware wurde von uns visuell kontrolliert, das war 100-prozentig kein Sonderabfall. Wir haben das anschließend kompostiert und die gute Erde zur Rekultivierung verwendet, hauptsächlich in Steinbrüchen oder zur Abdeckung von Deponien." Seit 2005 ist der Geschäftskontakt abgebrochen.

Behörden alarmiert. Der Geschäftsführer versichert, dass die Erde nicht verkauft wurde. Sofern das stimmt, müsste sich keiner Sorgen um seine Obst- oder Gemüseernte machen. Die Kärntner Behörden sind trotzdem alarmiert, weil gewisse Substanzen durchaus vom Erdreich in Pflanzen aufsteigen können. In jedem Fall aber, so ein Mitarbeiter der Umweltabteilung, seien die Folgen einer Umweltbelastung von vielen Faktoren abhängig: den Schadstoffen, dem Untergrund, den Wasserverhältnissen im Boden. Auf die Sachverständigen des Landes wartet vermutlich noch jede Menge Arbeit...