Trotz Theater-Bestuhlung mit gut 40 Sitzplätzen war der Teesalon im zweiten Stock des Wiener SAS-Hotels am Mittwoch viel zu klein. Auch viele Private drängten zur Pressekonferenz der ins Schleudern und ins Gerede gekommenen Auer-von-Welsbach- Gruppe (AvW) aus Krumpendorf. Denn die kauft seit 9. Oktober keinen ihrer 152.272 Genussscheine mehr zurück, die pro Stück 3275 Euro wert waren.

Erklärung. Die längst überfällige Erklärung dafür lieferte der sichtlich geknickte Urenkel des Erfinders von Gas-Glühstrumpf und Metallfadenlampe, Wolfgang Auer von Welsbach, in fast weinerlicher Manier am Mittwoch nach. Er jammerte, wie schwer es ihm fiele, jetzt da zu sitzen und erklären zu müssen, von Anlegern keine Genussscheine mehr zurückkaufen zu können. Er und "die Anleger" seien Opfer des dann von AvW benannten Prokuristen geworden. Der sei inzwischen entlassen. Wegen Verdachts auf "Veruntreuung" sei nun der Staatsanwalt hinter dem Ex-Prokuristen her, der einen Schaden "von rund 50 Millionen Euro" angerichtet habe.

Liquiditätsproblem. Weil er über zwei Wochen und mitten in den ärgsten der jüngsten Turbulenzen auf den Aktienmärkten völlig eigenmächtig eine Millionen Aktien hin und her geschoben habe, die nun verschwunden seien. Davon will der AvW-Chef aber erst am 9. Oktober um 16 Uhr davon erfahren haben. Weil eine Bank plötzlich 22 Millionen Euro von ihm wollte. Seither habe AvW ein massives Liquiditätsproblem. So rasch dürfte die Geldnot nicht überwunden sein. "Eine Rücknahme der Genussscheine ist heuer bis Jahreswechsel nicht in Sicht", erklärte der AvW-Gründer. Er sei "jetzt auf gewisse Institute angewiesen". Bisher habe AvW nie Kredite im großen Stil gewollt.

Bohrenden Fragen nach diversen Details, gestellt von Journalisten aber auch von zornigen Investoren, die nun auf ihren Genussscheinen sitzen, wich Auer von Welsbach meistens aus. Er beschränkte sich auf Aussagen wie, "in den nächsten Monaten eine gute Lösung" finden oder "für AvW und die Anleger kämpfen" zu wollen. "Sie sind doch völlig unglaubwürdig", schleuderte ihm daraufhin ein empörter Investor ins Gesicht.

Kein Rücktritt. "Ich versteh' Sie ja", konterte Auer von Welsbach, aber er müsse viele Details verschweigen. Wenn er zu plaudern begann, pfiff ihn sein neuer Berater am Podium, Kurt Waniek, mit einem lauten "Pffhhhhh" zurück. Übrigens: Die interne Kontrolle bei AvW habe nicht versagt. Er auch nicht. Also denkt Auer von Welsbach auch nicht an Rücktritt.