Sie wurden kürzlich von Landeshauptmann Jörg Haider mit dem höchsten Landesorden dekoriert. Ist das echtes Lob oder will er etwas von Ihnen?
MARTIN BARTENSTEIN: Es ist eine Mischung aus Dank, was unser Haus für Kärnten leisten konnte, und eine Aufforderung für ein weiteres Investitionspaket für das Land. Trotz Differenzen mit dem Landeshauptmann haben wir ein gutes Einvernehmen.

Ist Ihnen Kärnten also lieb und teuer?
BARTENSTEIN: Lieb und wert.

Was enthält das Paket? Bekommt Kärnten verhältnismäßig mehr als andere Bundesländer.
BARTENSTEIN: Es wird ein zweistelliger Millionenbetrag sein. Der Plan: In Zeiten schwächelnder Konjunktur, Investitionsanreize für die Kärntner Wirtschaft zu schaffen. Wir haben gerade für Osttirol so ein Paket geschnürt, jetzt ist Kärnten dran.

Es gibt ständig Diskussionen über die wirtschaftliche Schlusslichtfunktion Kärntens. Wie schätzen Sie die Wirtschaftskraft des südlichsten Bundeslandes als zuständiger Minister ein?
BARTENSTEIN: Ich werde mich sicher nicht als Schiedrichter aufspielen. Da gibt es zahlreiche Wirtschaftsexperten, die das tun. Sicher ist, dass die Holzwirtschaft ein Rückgrat der Kärntner Wirtschaft ist und dass der Sommertourismus sehr gut gelaufen ist. Kärnten hat in den letzten fünf Jahren 12.000 neue Arbeitsplätze gewonnen, das zeigt, dass die Dinge vorangehen. Das ist aber sicher auch auf die EU-Integration und die Öffnung nach Osten zurückzuführen.

Warum kommt es bei den Menschen nicht an, dass Österreich Nutznießer der EU und der Ostöffnung ist? Da hat die Regierung offensichtlich etwas versäumt.
BARTENSTEIN: Weil weite Teile der SPÖ schon immer europaskeptisch war. Daher auch der EU-Schwenk Feymanns im Auftrag der Krone. Wir wollen nicht hundert Prozent der Wählerstimmen, daher werden wir auch nicht auf der Welle der EU-kritischen Stimmen surfen.

Sie heften sich die De facto-Vollbeschäftigung gerne auf Ihre Fahnen - 160.000 neue Arbeitsplätze seit 2006. Ein großer Teil davon sind doch geringfügig Beschäftigte und Teilzeitkräfte?
BARTENSTEIN: Geringfügig Beschäftigte scheinen in der Statistik nicht auf, Teilzeit stimmt bis 2004. Bis 2007 waren 75 Prozent Vollzeitbeschäftigte.

Schmerzt es Sie als Arbeitsminister nicht, dass Frauen immer noch um ein Drittel weniger verdienen als Männer?
BARTENSTEIN: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist nach wie vor das Ziel. Es ist ja nicht so, dass es in der Wirtschaft schwarze Schafe gibt, die den Frauen bei gleicher Arbeit weniger zahlen, sondern es sind die unterschiedlichen Erwerbsverläufe. Kinderpausen werfen Frauen zurück.

Ist das Kindergeld kontraproduktiv?
BARTENSTEIN: Nicht, wenn das Kindergeld ein Mix aus Kinderbetreuung und Job ist. Wenn eine Frau drei Jahre aus dem Job ist, verliert sie Karriere- und Einkommenschancen. Daher müssten auch mehr Männer in Karenz.

Mal ehrlich, wären Sie in Karenz gegangen?
BARTENSTEIN: Hand aufs Herz, damals nein. Heute würde ich wahrscheinlich in Karenz gehen. Ich bin auch sicher, dass meine vier erwachsenen Söhne so denken.