Herr Lanner, haben Sie den kritisierten EU-Reformvertrag von Lissabon gelesen?
Nikolaus Lanner: Ja. Aber der ist im Juristendeutsch geschrieben. Im Internet sind 479 Seiten, die kaum wer versteht. Ich verstehe die Kritiker, aber die haben das auch nicht gelesen.

Warum betreibt die EU dann kein Marketing dafür?
Nikolaus Lanner: Das ist Aufgabe der Mitgliedsstaaten. Wenn etwas schlecht ist in Europa, wird es auf Brüssel geschoben. Das Gute haben unsere Politiker selbst gemacht. Es fällt allen Politikern schwer, für Europa aktiv zu werden. Auch den EU-Abgeordneten. Die sieht man ja kaum.

Im kommenden Jahr sind Europawahlen. Welche Stimmung erwarten Sie sich dabei?
Nikolaus Lanner: Wir wollen wieder Veranstaltungen mit allen Kandidaten abhalten. Wir müssen es schaffen, Europa verständlich zu kommunizieren.

Mit welcher Wahlbeteiligung rechnen Sie? 30, 40 Prozent?
Nikolaus Lanner: In Kärnten war die Wahlbeteiligung beim letzten Mal 36 Prozent, österreichweit bei 42 Prozent. Das ist ein Armutszeugnis. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Unzufriedenheit mit der EU. Nehmen Sie nur einmal die Europaparlamentarier an. Keiner weiß, was die machen.

Warum ist gerade in Österreich die EU-Skepsis so weit verbreitet?
Nikolaus Lanner: Nirgendwo in Europa gibt es eine höhere Ablehnung der EU als in Österreich, nicht einmal in Großbritannien ist es so schlimm. Wir haben die Wahlbeteiligung bei der letzten Europawahl angesprochen. Damals hat man in Wien beraten. Nichts ist dabei herausgekommen, nicht einmal gute Vorsätze. Es mangelt an Informationen. Die Leute wissen oft nicht einmal, wie viele Mitgliedsstaaten die EU hat.

Welchen Top-Job in Brüssel wird Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bekommen?
Nikolaus Lanner: (lacht) Das müssen Sie ihn selbst bei der Telefonstunde am Montag fragen.