Sie sind bei Rewe für die Marke "Ja! Natürlich" verantwortlich. Gedeiht denn die Bio-Schiene auch in der Krise?
WERNER WUTSCHER: Sie ist ein Fels in der Brandung. Letztes Jahr hatten wir eine sechsprozentige Steigerung. Ich gehe für heuer wieder von einem Zuwachs aus, denn wir arbeiten an Innovationen: bei Getränken, im Fertig-nahrungsbereich oder auch bei Snacks. Ich rede hier etwa von gewaschenen Karotten.

Wer kann sich das leisten?
WUTSCHER: Die so genannten Lohas. Die Abkürzung bezeichnet die immer größer werdende Konsumenten-Gruppe, die durch ihr Konsumverhalten Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern will. Daher setzen wir auch verstärkt auf Energieeffizienz.

Haben Sie nicht gerade erst eine Modernisierungs-Offensive abgeschlossen?
WUTSCHER: Wir haben jetzt einen Referenz-Billa und einen Referenz-Merkur, die mit 25 Prozent weniger Energie auskommen. Dem sollen die alle neuen Märkte angeglichen werden. Von den 200 Millionen Euro, die wir heuer in Österreich investieren, fließt ein Großteil in Billa-Umbauten.

Was sagen die Lohas zu den niedrigen Milchpreisen?
WUTSCHER: Die Milchpreise sind durch den Markt bedingt und der Markt gibt nun einmal den Preis vor. Dahinter stecken aber auch Entwicklungen der letzten Jahre: Viele Industriebetriebe haben von Butterfett auf alternative Fette umgestellt. Etwa für die Eis- oder Keksproduktion. Und die Industrie ist mit 60 Prozent der größte Abnehmer der Milch.

Wie kommt Rewe den neuen Lebensgewohnheiten der Österreicher nach, die immer weniger Zeit zum Einkaufen haben? In Deutschland gibt es ja bereits die Rewe-City-Märkte auf kleiner Fläche mit kleinerem Sortiment.
WUTSCHER: Das ist auch für uns ein Thema. Wir arbeiten an einem Konzept für kleine Flächen à la Tante-Emma-Laden. Nach der Übernahme von Adeg geht es um eine Neugestaltung für diese Marke, die dieses Thema auch abdecken soll. Adeg wird unsere Handelsfläche für Kaufleute sein, so viel ist fix.

Und die haben dann auch am Sonntag offen?
WUTSCHER: Sonntagsöffnung ist für uns kein Thema.

Sie setzen stark auf Mitarbeiter-Ausbildung. Muss man sich in Zukunft nicht mehr über lange Schlangen an der Kassa ärgern?
WUTSCHER: Ich gebe zu, dass wir bei 37.000 Mitarbeitern in Österreich noch nicht überall das Optimum erreicht haben. Aber wir investieren viel in die Ausbildung. Für Billa etwa haben wir in Graz, Wörgl und Wien Schulungszentren eröffnet, wo Mitarbeiterinnen an nachgebauten Kassen und Feinkostabteilungen üben können.

Also gar keine Krisen-"Interventionen"?
WUTSCHER: Die Krise wirkt sich bei uns nicht aus, sie verschiebt. Wir beobachten den "Lipstick"-Effekt. Man gönnt sich eher eine Kleinigkeit wie einen Lippenstift von Bipa. Und verzichtet bei Merkur auf den gewaschenen Salat zugunsten eines ungewaschenen. Auch Schokolade und Haarfärbemittel gehen jetzt noch besser.