Sauberes Trinkwasser aus der Wasserleitung. Was für die meisten Österreicher selbstverständlich ist, davon können die Bewohner eines Kärntner Ortes derzeit nur träumen. Seit März 2023 haben 24 Haushalte in Stromberg in der Gemeinde Frauenstein kein Trinkwasser. Außer sie kaufen es im Supermarkt oder holen es sich bei Freunden. Seit Septemberbeginn gibt es für einige von ihnen auch kein Nutzwasser – etwa für WC-Spülungen oder Duschen, da die Pumpe, die das Wasser von der Quelle in den Hochbehälter pumpen soll, defekt ist. Wasser fließt jetzt nur, wenn die Freiwillige Feuerwehr welches bringt. „Es ist eine untragbare Situation, wie man sie sich in Österreich nicht erwartet“, sagt Marion Auer-Ordelt, eine betroffene Bewohnerin der idyllischen Ortschaft am Kraigberg.

Der Hochbehälter der privaten Wasserversorgungsanlage (WVA) in Stromberg wurde von den Betreibern offenbar nie saniert und ist jetzt derart desolat, dass das Wasser unbrauchbar ist.

Gesundheitliche Beschwerden

Entdeckt wurde die Misere zufällig: Ein Bewohner ließ Anfang 2023 sein Trinkwasser untersuchen. In diesem wurden Koli-Bakterien entdeckt. Die Bezirkshauptmannschaft (BH) St. Veit wurde informiert, kontaktierte die Betreiber der WVA und es passierte – nichts. Offizielle Informationen an die Bewohner gab es nicht.

Im Juni 2023 ging eine Bewohnerin wegen gesundheitlicher Probleme zu ihrer Ärztin, die vermutete das verunreinigte Trinkwasser als Grund und meldete es dem Gesundheitsamt der BH. Die forderte die Betreiber auf, Trinkwasserbefunde vorzulegen, aber es passierte wieder nichts. Daraufhin schickte die BH einen Mitarbeiter in die Ortschaft auf knapp 1000 Meter Seehöhe. Ihm genügte schon der optische Eindruck des Wassers, um die Anlage quasi zu schließen.

Mineral- statt Leitungswasser: Marion Auer-Ordelt vor dem desolaten Hochbehälter
Mineral- statt Leitungswasser: Marion Auer-Ordelt vor dem desolaten Hochbehälter © Wilfried Gebeneter

Baumwurzeln reichen in den Hochbehälter, in seinem Inneren schimmelt es, die Mauer bröckelt, sogar eine Autobatterie, die eine Kamera mit Strom versorgte, wurde im Inneren gefunden, teilweise im Wasser.

Wer glaubt, der BH-Besuch war die Wende zum Besseren, irrt. Die Behörde forderte die Betreiber der WVA zwar auf, ihre Kunden zu informieren und die Mängel zu beseitigen, allerdings ohne Erfolg. Also wurde im September 2023 ein Bescheid erlassen. Der wurde von den Betreibern beeinsprucht. Das Landesverwaltungsgericht wies den Einspruch ab, die Betreiber wandten sich an die nächste Instanz, den Verwaltungsgerichtshof. Seine Entscheidung steht noch aus.

Manche vermuten hinter dem Vorgehen Taktik: Werden die Betreiber von einem Gericht als solche gesehen, könnten sie für Schäden bzw. die Sanierung/den Neubau zur Verantwortung gezogen werden. Das soll offenbar vermieden werden, vermutet ein Betroffener.

Auch die BH St. Veit hat die Stromberger aus deren Sicht im Stich gelassen. Die Behörde will erst im Juni 2023 durch die Meldung ans Gesundheitsamt erfahren haben, dass mit der Anlage überhaupt mehrere Haushalte mit Wasser versorgt werden, heißt es in einer Stellungnahme. Dann habe man getan, was man tun konnte: Aufforderungen und einen Bescheid verschickt sowie im vergangenen Dezember die Bewohner informiert.

Projekt nie kollaudiert

Mittlerweile ist klar: Die Anlage wurde „vor zirka 40 Jahren als private Einzelversorgungsanlage“ gebaut und bewilligt. „Ein entsprechendes Kollaudierungsprojekt wurde von den Betreibern (…) nicht vorgelegt“, schreibt die BH. Unter Kollaudierung versteht man die Erprobung und Abnahme von Bauwerken durch Behörden. Warum wurde nicht kollaudiert? „Das entzieht sich unserer Kenntnis.“

Wurzeln der Bäume, die auf dem Hochbehälter wachsen, ragen ins Innere
Wurzeln der Bäume, die auf dem Hochbehälter wachsen, ragen ins Innere © Wilfried Gebeneter

In Stromberg glauben viele, dass die BH in den vergangenen Jahrzehnten genug Möglichkeiten hatte, von der Wasseranlage zu erfahren: Etwa dann, wenn Bauvorhaben umgesetzt wurden, die eigentlich eine gesetzeskonforme Wasserversorgung haben müssen. Oder Mitte der 1990er-Jahre, als ein Betreiber wechselte und diese Änderung sogar in amtlichen Dokumenten eingetragen wurde. Dennoch: „Nachdem das Wasserrecht erloschen ist, besteht seitens der Behörde derzeit keine Zuständigkeit“, schreibt die Leiterin der Wasserrechtsabteilung der BH St. Veit.

Wo ist das Geld?

Zu denken gibt den Wasserkunden auch, was mit den Anschluss-, Wasserbezugs- und Bereitstellungsgebühren passiert ist, die die Kunden bezahlt haben? Über die Jahrzehnte mehrere 10.000 Euro, die für die Instandhaltung der Anlage vorgesehen waren. Oder wie es möglich war, aufgeschlossene Baugrundstücke zu verkaufen, wenn es nie eine ordentlich von der Behörde abgenommene Wasserversorgungsanlage zur Wasserversorgung gegeben hat? Die Kleine Zeitung hat den Anwälten der Betreiber entsprechende Fragen gemailt. Bislang aber keine Antworten erhalten.

Die Hoffnungen eines Großteils der Stromberger ruhen auf Frauensteins Bürgermeister Harald Jannach. Der wird seine Gespräche mit den Betreibern zu einer möglichen Übernahme der Wasserversorgungsanlage noch einmal intensivieren.