Vor 20 Jahren begann in Kärnten das Arbeitsmodell „ChancenForum“. „Da habe ich das erste Mal gewusst, wir sind nicht mehr allein. Wir müssen nicht mehr allein für die Inklusion unseres Sohnes kämpfen“, sagt Monika Kaimer. Ihr Sohn Lukas hat im Jahr 2004 als erster Mensch mit Behinderung an dem Pionierprojekt „ChancenForum“ teilgenommen. Die Initiative sorgt dafür, dass beeinträchtigte Personen am allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt sein können. „Für Lohn, nicht für Taschengeld“, wie Andreas Jesse betont. Er ist Geschäftsführer von autArk, dem Trägerverein des „ChancenForums“. „In Kärnten haben wir mittlerweile 175 Menschen einen dauerhaften Arbeitsplatz vermittelt“, berichtet Jesse.

Lukas Kaimer ist einer von ihnen. Er ist 38 Jahre alt, stammt aus Treffen und hat das Down-Syndrom. „Mein größter Wunsch war es immer, als Bibliothekar zu arbeiten, aber nach der Hauptschule hatte ich keine Möglichkeit in Aussicht,“ erinnert er sich. Durch das Beschäftigungsmodell des Landes und mithilfe von autArK wurde alles anders. „Jetzt bin ich schon seit über 20 Jahren berufstätig. Ich bin stolz, dass ich ein ChancenForum-Urgestein bin“, sagt der Opern-Fan. Er hat bereits ein Buch geschrieben und war unter anderem sieben Jahre lang in der Bibliothek in Landskron beschäftigt. „Jetzt arbeite ich im Kindergarten in Treffen in der Küche. „Ich finde die Arbeit cool. Ich mache das Geschirr oder das Dressing oder schnipple Gemüse. Ich tu’ eigentlich alles gerne“, meint er. Seine Mutter sagt: „Wir sind unendlich dankbar, dass das ChancenForum so gelungen ist.“

Lukas Kaimer mit seinen Eltern Monika und Rudolf
Lukas Kaimer mit seinen Eltern Monika und Rudolf © Markus Traussnig

Finanziert wird das Projekt zur Gänze vom Land Kärnten. „Es sind rund vier Millionen Euro pro Jahr, die wir für das Beschäftigungsmodell bezahlen. Es sind sinnvoll investierte Millionen. Denn eine Beschäftigung mit eigenem Erwerbseinkommen bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, berufliche Integration und vor allem Selbstbestimmung“, erklärt Landesrätin Beate Prettner (SPÖ). 151 Betriebe sind mittlerweile mit an Bord. Von Anfang an als Arbeitgeber mit dabei war auch die Stadt Villach. Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser ist überzeugt: „Das ist ein Vorzeigeprojekt, wie Inklusion gelebt werden kann. Sie bittet, dass noch mehr Unternehmen sagen: „Ja, wir wollen mit diesen Menschen arbeiten, die so viel Potenzial haben.“

autArk-Geschäftsführer Jesse ergänzt: „Unser Ziel ist und bleibt es, Menschen mit Behinderung aus den Werkstätten heraus- und in den Arbeitsmarkt hineinzubekommen - mit Lohn und Kollektivvertrag und Sozialversicherung.“ Das Motto laute: „Lohn, statt Taschengeld.“ Das Projekt kenne nur Gewinner. „Denn erfolgreiche, berufliche Inklusion tut auch den Unternehmen gut.“ Zudem würden Studien belegen, dass es auch aus volkswirtschaftlicher Sicht Sinn mache, Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt einzugliedern, anstatt dauerhaft mit Taschengeld zu begleiten. Und: Durch Beschäftigungsmodelle für Menschen mit Behinderung könne dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden.