„Aktuell haben wir bei uns keinen Patienten mit Keuchhusten stationär aufgenommen, bis vor einem Monat sah das jedoch noch ganz anders aus“, erklärt Primarius Jörg Jahnel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Klagenfurt.
Sorge vor Keuchhusten-Saison
In den vergangenen Jahren waren die Fälle von Keuchhusten (Pertussis) kontinuierlich im Steigen, im vergangenen Winter habe man auch in Kärnten den bisherigen Höhepunkt erreicht, mussten vermehrt Patienten stationär aufgenommen werden. „Da sind wir leider wohl noch nicht am Ende, mit Beginn der Keuchhusten-Saison dürfte es noch einmal schlimmer werden“, so Jahnel. Da es sich um einen Infekt der oberen Atemwege handelt, treten Keuchhusten-Fälle vorwiegend von Oktober bis Mai auf – die richtige Zeit zur Vorbereitung sei aber bereits jetzt gekommen.
Keuchhusten wird von dem hochansteckenden Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst, übertragen wird der Erreger von Erkrankten beim Husten, Niesen, aber auch über die Atemluft. Die Ansteckungsgefahr besteht bereits bei ersten Symptomen bis etwa fünf Wochen nach Krankheitsbeginn. Weil aber die ersten Symptome derart unspezifisch sind, wird Keuchhusten häufig erst sehr spät diagnostiziert. Das ist einerseits ein Problem, da sich umso mehr Personen infizieren können, andererseits wird Pertussis mit Antibiotika behandelt. Und hier gilt: Je früher behandelt wird, umso wirksamer ist die Therapie.
Erwachsene müssen für Babys impfen
Das Risiko für einen schweren bzw. lebensbedrohlichen Verlauf ist vor allem bei Neugeborenen und Säuglingen hoch, und diese können durch eine Impfung noch nicht selbst geschützt werden. Die Grundimmunisierung im Rahmen der Sechsfachimpfung ist erst nach drei Teilimpfungen rund um den ersten Geburtstag abgeschlossen. Die nächste notwendige Auffrischung ist laut Impfplan im Schulalter zwischen sieben und neun Jahren vorgesehen. Aber: mittlerweile wird von Fachleuten dringend empfohlen, diese schon vor Schuleintritt verabreichen zu lassen.
Die langanhaltenden Hustenanfälle können bei Säuglingen so schwerwiegend werden, dass es aufgrund von Atemnot und akutem Organversagen zum Tod kommt. Schützen kann man Babys durch eine Impfung der werdenden Mutter im dritten Schwangerschaftsdrittel, diese Impfung wird auch vom Nationalen Impfgremium empfohlen. „Wenn Babys nicht direkt geschützt werden können, ist es eben notwendig, dass sich Erwachsene für sie impfen lassen – das gilt ganz speziell für Schwangere und alle, die mit Kindern zu tun haben“, appelliert Jahnel.
„Leid der Kinder schwer zu ertragen“
Um einer weiteren Verschlechterung der Lage im kommenden Winter vorzubeugen, müsse man insbesondere Aufklärungsarbeit leisten: „Oft wird einfach auf die Impfung bzw. die Auffrischung vergessen. Das Nichtwissen kann aber für die Kleinsten schwerwiegende Folgen haben“, erklärt der Primarius, der gleichzeitig warnt: „Die Babys leiden wirklich. Oft bluten die Augen ein, weil die Kleinkinder so stark husten und sich im Kopf dabei so ein Druck aufbaut. Schwerere Verläufe können dramatisch enden. Es ist wirklich schrecklich, das Leid der Kinder zu ertragen.“
Doch auch bei älteren Personen kann Keuchhusten gefährlich werden, oft durch zusätzliche Infektionen, etwa Pneumokokken. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich auch Erwachsene alle zehn Jahre auffrischen lassen.