In Zeiten von E-Mails, ChatGPT, Emojis und Co tritt die Handschrift zunehmend in den Hintergrund. Früher war das Schreiben mit der Feder eine durchaus mühevolle Tätigkeit, die viel Geschick, Konzentration und Ausdauer erforderte. Bis Briefe beim Empfänger ankamen, verstrich nicht selten viel Zeit. „Heute geht es vom Emittenten zum Rezipienten in derselben Sekunde“, sagt Thomas Zeloth, Direktor des Kärntner Landesarchivs. Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto „Die Kunst des Schreibens. Auf den Spuren einer in Vergessenheit geratenen Kulturtechnik“. Mit der Schau verfolge man den Ansatz, „das Schreiben als handwerklichen und kreativen Prozess in all seinen Formen darzustellen“, sagt Zeloth.

Im Saal der Landesgeschichte werden bis 31. Juli die ältesten und außergewöhnlichsten Schriftdokumente aus den Beständen des Archivs gezeigt. Mit dabei ist das Bibersteiner Fragment, ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben des Heiligen Augustinus aus dem 9. Jahrhundert. Unter den Exponaten befinden sich auch Landtagsprotokolle aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie das Missale des Gurker Bischofs Ulrich III Sonnenberger. Kunstvoll wird darin ein „P“ als Initial ausgeführt. Es zeigt unter anderem die Mutter Maria mit dem Jesuskind, drumherum befindet sich eine Goldverzierung. „Die Handschrift stammt aus dem 15. Jahrhundert“, sagt Zeloth. Kunstwerke wie diese wurden nicht selten unter widrigsten Bedingungen gefertigt: Im Skriptorium war es kalt, die Hände des Verfassers waren steif, der Rücken krumm, beschreibt Zeloth.

Geheimschriften

Doch es werden auch profane Dinge gezeigt, so Zeloth: schwer lesbare Konzepte aus Kanzleien etwa, oder die Gabelsberger Kurzschrift, die ein Synonym für die Beschleunigung des Schreibens ihrer Zeit und „schwer bis kaum lesbar“ war. Und auch Geheimschriften bekommen die Besucherinnen und Besucher der Schau zu Gesicht.

Die gezeigten historischen Schreibwerkzeuge sind eine Leihgabe des Klagenfurters Joachim Eichert. Der ehemalige Mitarbeiter des Landesarchivs sammelt seit den 1980er Jahren alte Schreibgeräte sowie Zubehör. Seine umfangreiche Sammlung war es auch, die den Anstoß zur Schau gegeben hat, und die nun in Kooperation realisiert wurde. Allein an funktionsfähigen Füllfedern nennt er rund 300 sein Eigen. „Von mir werden 80 Exponate ausgestellt, neben Schreibgeräten auch Spitzer und Radierer“, sagt Eichert.

Am Freitag, dem internationalen Tag der Archive, kann nicht nur die Ausstellung besucht werden, es finden geführte Rundgänge durch das Archiv statt (siehe Infobox).