Interpol warnt vor einem steigenden Fentanylkonsum in Europa. Das Innenministerium in Wien hat nun reagiert: Um die Sicherheit der Polizisten zu erhöhen, gibt es für die Landespolizeidirektionen grünes Licht für die Anschaffung eines speziellen Nasensprays. Diese Maßnahme hat in den USA bereits mehreren Polizisten das Leben gerettet. Das San Diego County Sheriffs Department veröffentlichte ein Video aus einer Bodycam, das im Internet millionenfach angeklickt wurde: Es zeigt, wie ein junger Polizist bei der Untersuchung eines verdächtigen Autos versehentlich mit Fentanyl (als weißes Pulver) in Kontakt kommt. Er erlitt einen Atemstillstand und verlor das Bewusstsein. Sein Kollege rettet ihm das Leben, indem er ihm das Nasenspray Naloxon verabreicht.

Fentanyl, ein synthetisches Opioid, ist 120-mal stärker als Morphium und wird als Pulver, Tabletten, Flüssigkeit, Pflaster und Sprays verwendet. Der Wirkstoff wird bei starken akuten und chronischen Schmerzen eingesetzt, etwa in der Tumor- und Krebstherapie. Drogenhändler strecken jedoch Heroin mit Fentanyl, wodurch für Abhängige und Einsatzkräfte wie Ersthelfer und Ermittler eine massive Gefahr besteht. „Manchmal reicht schon der bloße Hautkontakt mit geringsten Mengen des Suchtgiftes, auch das unbemerkte Einatmen ist gefährlich“, teilt das Innenministerium mit. „Die Gefahr für Polizeikräfte ist offensichtlich.“

Die Landespolizeidirektion Kärnten hat nun 82 Naloxon-Nasensprays gekauft. „Derzeit werden die Nasensprays verteilt, unser Referat hat zwei Stück erhalten“, sagt Chefinspektor Markus Kreulitsch, Leiter der Drogengruppe im Landeskriminalamt Kärnten. „Grundsätzlich gehört es in jeden Funkwagen.“ Laut dem Innenministerium sind die Sprays derzeit vor allem für Polizisten im Außendienst und Organisationseinheiten, die im Bereich der Suchtmittelkriminalität tätig sind, vorgesehen. Die Beamten erhalten spezielle Schulungen.

Heroinproduktion geht zurück

In den USA verbreitet sich der Missbrauch von Fentanyl rasant. Allein 2022 sind über 70.000 Amerikanerinnen und Amerikaner an einer Fentanyl-Überdosis verstorben. Jetzt steht die Droge vor den Toren Europas, in Deutschland befindet sie sich laut Bundeskriminalamt bereits auf dem Vormarsch. In Österreich schrillen deshalb die Alarmglocken. „Irgendwann bekommen auch wir ein Problem“, sagt Kreulitsch. „Durch die Einstellung der Heroinproduktion in Afghanistan könnte es zu einem Rückgang von Heroin auf dem Weltmarkt kommen. Der vorhandene Bedarf wird dann vermutlich durch synthetische Opiate, wie etwa Fentanyl, ersetzt werden.“

In Kärnten sind laut Kreulitsch bereits vereinzelt missbräuchlich verwendete Fentanylpflaster aufgetaucht. Drogenabhängige verwenden teilweise auch gebrauchte, bereits entsorgte Pflaster. Der Wirkstoff wird dann über die Mundschleimhaut aufgenommen. Besonders gefährlich ist Fentanyl in Pulverform, wie es in den USA weit verbreitet sei.

Der Nasenspray muss richtig angewendet werden, es gibt dafür spezielle Schulungen
Der Nasenspray muss richtig angewendet werden, es gibt dafür spezielle Schulungen © AFP / Olivier Douliery