Fast 1000 Flaschen „Fleur de Miraval“-Rosè-Champagner für 1600 Festgäste sind eingekühlt. Hollywood-Star Brad Pitt brilliert beim Governors Ball nach der Oscar-Gala erstmals mit seinem Kult-Champagner aus seinem französischen Weingut, das er im Scheidungskrieg gegen seine Ex-Frau Angelina Jolie verteidigt und erst heuer wieder unter seine Kontrolle gebracht hat.
Lady Gaga liebt den raren Champagner von Brand Pitt ebenso wie ganz Hollywood. Freund Elliot Grover, Chefkoch in Wolfgang Pucks Londoner „Cut“, gesellt sich zu uns ins „Chinois on Main“. Es ist Pucks ältestes Restaurant in Los Angeles, in dem seit mehr als vier Jahrzehnten seine treue Seele Bella Lantsman asiatisch-kalifornische Fusionsküche serviert. Der Schmäh läuft, es gibt von Küchenchef René Mata perfekt zubereiten Gelbflossen-Thunfisch mit Seeigelcreme. Grover erzählt, wie er im letzten Jahr gerade drei Oscar-Gerichte mit britischem Touch vorbereitete, als Wolfgang auf ihn zukam und sagte: „Und jetzt machst noch Beef Wellington für 1600 Personen.“
Beef Wellington als Star des Abends
Was? Wir staunten nicht schlecht und wundern uns noch heute, wie Grover es geschafft hat innerhalb von 60 Stunden 1600 Portionen US-Beef, frisch im knusprigen Blätterteig medium/rosa auf den Punkt gebacken, in den Ballroom zu zaubern. So zart, dass es an den Stehtischen nur mit der Gabel genossen werden konnte. Brendan Fraser, bester Hauptdarsteller 2023, hielt begeistert eines der vielen Wellingtons, noch im Ganzen, auf einem riesigen Schneidbrett in die Kameras und posierte mit Lady Gaga für Fotos, während Puck seinen Oscar hielt. Grover realisierte in dem ganzen Stress gar nicht, dass es Lady Gaga war, die ihn auch noch zu ihrer privaten Hausparty einlud.
Die Arbeit ruft, 7 Uhr früh. Im 7. Stock des Loews-Hotels im Hollywod-Highland-Center gibt es über die Poolandschaft eine direkte Querverbindung in Pucks Oscar-Küche. Wir sehen eine Hundertschaft von Köchen und viele altbekannte Gesichter. Eric Klein, Vice President Culinary, deutet auf die große Anschlagstafel: „Damit ihr wisst, was in den nächsten Tagen, alles so kulinarisch auf euch zukommt!“
Plötzlich steht Wolfgang höchstpersönlich in der Küche und inspiziert die ersten Vorbereitungen, stimmt Details mit uns ab und dirigiert mit klaren präzisen Vorgaben. Dann geht er wieder, gibt im 5-Minuten-Rhythmus hunderten TV-Sendern aus aller Welt Einblicke in seine Oscar-Küche. Zum 30. Mal bekocht der bald 75 Jahre alte Kärntner die Hollywood-Stars. Bei Christian Reichhold, der mit uns eine einzigartige Dokumentation über Freund Wolfgang vorbereitet, dürfen auch wir in die Kamera lachen.
Zwischendurch bleibt noch etwas Zeit alte Freundschaften zu pflegen. Nach 44 Jahren hat mein Freund Käsepapst Norbert Wabnig, ein gebürtiger Wiener, Amerikas bekanntesten Käseladen an seinen langjährigen Mitarbeiter Dominick Di Bartolomeo übergeben. Bei kalifornischen Weinen und europäischem Käse scherzt Norbert darüber, dass er von seiner Frau ziemlich unsanft zum Verkauf gedrängt wurde, um mit ihr mehr Zeit zu verbringen und auf Reisen zu gehen. Doch die Pension hielt Norbert keine Woche aus. „Nun habe ich verkauft und stehe jeden Tag in meinem ehemaligen Laden und das allerdings absolut gratis“, sagt er mit einem breiten Lächeln.
Byron Puck, Wolfgangs ältester Sohn, lädt uns zum Dinner in das brandneue Puck-Rooftop-Restaurant „Merois“ im Pendry-Hotel. Chefkoch Tetsu Yahagi kocht heute nur für uns, eine besondere Ehre, die uns Byron zuteilwerden ließ. Tetsu koordiniert für Wolfang sämtliche Küchen weltweit. Von Singapur bis Hawaii und serviert eine Melange an raffinierten Feinheiten der japanischen, südostasiatischen und französisch-kalifornischen Küche. Und das zum atemberaubenden Ausblick über den Sunset Boulevard und Los Angeles.
Video: Wolfgang Puck kocht die Stars ein
Hannes Tschemernjak