Die Tür geht auf und es offenbart sich ein Zimmer mit atemberaubender Aussicht auf Berge, Wälder und einen blauen Himmel. 3,3 Millionen Menschen haben sich dieses Video auf TikTok schon angeschaut, mehr als 211.000 haben es mit einem „Gefällt mir“ versehen – und träumen seitdem vielleicht von einem Urlaub in der schmucken Herberge; der Dolomitenhütte in Tristach in Osttirol.

Die Betreiber der Hütte selbst haben von dem viralen Video zunächst gar nichts mitbekommen. „Ich bin nicht auf Tik Tok und ganz faul auf Facebook, da poste ich einmal im Monat wenn überhaupt“, sagt Scarlet Olesova, die die Herberge zusammen mit ihrem Bruder betreibt. Die Beiden kommen aus der Slowakei, haben in Deutschland studiert. Mit 25 und 27 Jahren hat es sie nach Osttirol verschlagen: „Wir wollten die Wahrheit sehen. Die Tür aufmachen und den Himmel, Natur, Tiere, Bäume, Gras sehen anstatt Fassaden, Reklame, eilende Menschen. Somit sind wir aus dem typischen Büro-Leben ausgestiegen.“

Dolomitenhütte: 1000 Anfragen täglich

Vielleicht ist es gerade dieses Konzept, das die Hütte auch online zum Hingucker macht – denn es ist nicht das erste Mal, dass sie im Netz für Aufsehen sorgt. Während der Corona-Zeit postete Olesova auf Instagram ein Wintervideo. Was dann passierte, damit hatte sie nicht gerechnet: „Wir haben innerhalb von zwei Wochen über 100.000 Abonnenten bekommen, pro Tag über 1000 E-Mails und auf Instagram zirka 450 Anfragen. Es war spannend und lustig zugleich.“ Immer wieder schicken ihr seitdem ihre Freunde Nachrichten, wenn die Hütte wieder einmal viral geht. Und sie merkt es auch anhand der Buchungsanfragen, die mal aus Spanien, mal aus Kalifornien oder auch aus den Arabischen Emiraten kommen.

© KK/DOLOMITENHÜTTE

Wobei nicht jeder Gast, der in der Dolomitenhütte absteigt, auch darüber postet: „Die meisten bekannten Fotografen und Influencer mit über 1 Million Follower sind bei uns Inkognito und genießen das wunderbare ,Nichts‘ das wir anbieten.“ Sie selbst lädt keine Influencer ein, auch wenn regelmäßig Anfragen kommen: „Ich finde diese Problematik sowieso schwierig. Man muss vor Ort leben, damit man etwas empfehlen kann. Wie möchtest du Stille mit einem Bild oder Video darstellen?“

Wenn überhaupt, würde sie mit regionalen Gästen zusammenarbeiten, die die regionalen Vorzüge präsentieren können – Wanderwege, die Lienzer Dolomiten oder auch die Kulinarik: „Themen, die die Qualität des Lebens beeinflussen und das Erlebnis abrunden.“ Influencer würde sie mit folgenden drei Worten beschreiben: „Ich, Icher, am Ichesten. Narzissmus als Krankheit.“

Kein Wifi, Badezimmer am Gang

Was auf den viralen Videos nicht ersichtlich ist: Es gibt kein Wifi im Zimmer und lediglich Gemeinschaftstoiletten und -duschen. Wenn man eines der sechs Panoramazimmer in der Dolomitenhütte bucht, bucht man eine Lebenseinstellung, so Olesova: „Menschen haben vergessen, miteinander zu reden. Sie können ohne Fremdgeräusche nicht leben. So viele Tränen habe ich schon beim Frühstück nach drei bis vier Tagen Aufenthalt bei Erwachsenen, führenden Persönlichkeiten gesehen. Stille. Du. Dein Leben.“

Offensichtlich ist es ein Angebot mit Charme: Zwei der Zimmer - das Adlernestchen und das Adlerhorst-Zimmer – sind bis Ende November 2025 an allen Tagen ausgebucht. Für eine Übernachtung inklusive Verpflegung ist mit zirka 100 Euro pro Tag und Person zu rechnen, wie Olesova erklärt. 80 Euro für die Unterkunft mit Frühstück und 20 Euro für Essen und Getränke.