In Aviano in der Nähe von Udine liegt rund um den amerikanischen Nato-Stützpunkt ein Arsenal von nuklearen Sprengkörpern. Um wie viele es sich handelt und wo genau sich diese befinden, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Für den Fall eines nuklearen Ernstfalls, der auch auf Kärnten und die Steiermark große Auswirkungen hätte, fordert die Gruppe „La Tavola per la pace del Friuli Venezia Giulia“ (Friedenstisch von Friaul-Julisch Venetien) genauere Informationen. Da die Antwort bisher ausblieb, hat die Friedensgruppe jetzt die Präfektur bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Mehrmals, so berichtet das friulanische Nachrichtenportal „Pordenone Today“, hätten Mitglieder des Vereins entsprechende Anfragen an die Präfektur gestellt. Die erste habe es „bereits gegeben, als sich die Kriegsgefahr in der Ukraine“ abgezeichnet habe. Begründet wurde die Anfrage mit der Befürchtung einer erhöhten Wahrscheinlichkeit russischer Vergeltungsschläge gegen die Nato-Stützpunkte in Brescia und Aviano. Der Krieg in Palästina sei der aktuelle Anlass für eine erneute Anfrage nach Notfallplänen für einen Nuklearunfall gewesen. Militärische Geheimhaltung – so der Verband – könne sich nicht auf für die Bevölkerung wichtige Informationen über Notfallpläne erstrecken.

Gefahr für Österreich

Von der Präfektur habe es keine Antwort gegeben. Daher wurde die Geheimhaltung nun bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Außerdem gibt es eine parlamentarische Anfrage an das italienische Verteidigungs- und Innenministerium. Jedes Jahr demonstriert die Friedensvereinigung mit Plakaten vor dem von italienischen und US-amerikanischen Streitkräften betriebenen Nato-Stützpunkt für atomare Abrüstung und Frieden. Wie eine 2022 veröffentlichte Studie ergab, hätte ein Atomunfall am Stützpunkt Aviano auch auf Österreich massive Auswirkungen, Teile Kärntens (Gailtal, Villach und Villach-Land) müssten vermutlich sofort evakuiert werden. Je nach Windlage würde sich die radioaktive Wolke binnen 16 Stunden so weit ausbreiten, dass sich die Evakuierungszone bis Salzburg ausweiten würde, bis Niederösterreich müsste man im Haus bleiben.