Den 29. Oktober 2023 wird eine Frau aus Villach nie vergessen. „In allen Zeitungen waren Fahndungsfotos von mir. Dabei habe ich nie etwas getan.“ Die Polizei hatte mit den Bildern nach einer Diebin gesucht. Doch auf den Fotos war eben nicht die Täterin, sondern die unschuldige Villacherin: 70 Jahre alt und mehrfache Mutter und Oma. Sie wurde einfach Opfer eine Verwechslung. „Es war schrecklich“, sagt die gebürtige Serbin. „Alle haben mich auf den Fahndungsfotos erkannt. Nachbarn und Bekannte haben mich angesprochen und sogar Verwandte von unten aus Serbien haben angerufen.“ Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich für den Fehler bereits entschuldigt. Jetzt wurde die Frau zudem finanziell entschädigt. Ihr Anwalt Hans Gradischnig erkämpfte 8000 Euro.

Falsche Zeit

Mittlerweile weiß man auch, wie es zu der Panne gekommen ist. Die Polizei suchte nach einer Diebin, die mit einer erbeuteten Kreditkarte Geld bei einem Bankomaten abgehoben hat. Mit den Fotos der Bank-Überwachungskamera wollten die Ermittler die Täterin finden. „Doch das Geldinstitut hat der Polizei und der Staatsanwaltschaft die falschen Fotos übermittelt“, sagt Gradischnig. Auf den Bildern war die völlig unschuldige Villacherin. Die 70-Jährige ging leider am selben Vormittag zur Bank wie die Diebin. „Die betrügerische Abhebung ereignete sich um 11.36 Uhr und meine Klientin hob um 11.48 Uhr das Geld ab. Die Bank hat einfach die beiden Aufnahmen verwechselt“, erklärt Gradischnig, der eine Entschädigung für seine Mandantin forderte. „Zuerst hat die Bank 2500 Euro angeboten, dann 5000 Euro. Erst nach einer Klagsandrohung wurden 8000 Euro gezahlt.“

Pannenserie reißt nicht ab

Und was ist jetzt mit der echten Täterin? „Den wahren Täter oder die wahre Täterin hat man nie gefasst“, sagt Markus Kitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Und warum wurden die Fahndungsfotos von der richtigen Diebin nie veröffentlicht? „Weil es diese Fotos nicht mehr gibt“, sagt Kitz. „Zu dem Zeitpunkt, als man bei der Bank gemerkt hat, dass die falschen Bilder übermittelt worden sind, waren die richtigen Bilder nämlich schon längst gelöscht.“ Denn aus datenschutzrechtlichen Gründen müssen solche Aufnahmen „nach einer gewissen Zeit automatisch gelöscht werden“.