Einmal in der Woche betritt Juliane Brunner das Krankenhaus in Wolfsberg, dann zieht sie sich ihren weißen Mantel mit einem Kreuz darauf an, meldet sich auf der Geriatrie an und geht von Zimmer zu Zimmer. Seit drei Jahren ist die 65-jährige Lavanttalerin nun ehrenamtliche seelsorgliche Begleiterin für alte und kranke Menschen.

Das Prozedere ist immer gleich und doch weiß Brunner nie, wer sie diese Woche erwartet und wie ihr Besuch abläuft. „Ich gehe im Zimmer zum Bett, stelle mich vor. Und wenn die Menschen reden wollen, dann werden sie reden. Und ich höre ihnen zu.“ Nach Diagnosen wird nicht gefragt. „Manche fangen an, über die Gesellschaft oder Politik zu schimpfen“, sagt die 65-Jährige, die dann das Gespräch wieder zurück zu den Patienten lenkt. „Und das wird gut angenommen, ich bekomme viele positive Rückmeldungen.“

„Will etwas zurückgeben“

Vor ihrer Pensionierung arbeitete Brunner als Hospizbegleiterin. „Dann wollte ich eine neue Herausforderung und habe die Ausbildung gemacht. Im Krankenhaus trifft man immer neue Leute.“ Manchmal singt sie auf der Hinfahrt zum Spital oder schickt ein Stoßgebet in den Himmel, bevor sie ein Zimmer betritt. „Der Glaube ist mir wichtig und gibt mir Kraft.“ Sie glaubt nicht, dass diese Aufgabe für jeden Menschen geeignet ist, „aber ich will etwas zurückgeben“. Denn vor 20 Jahren traf sie selbst ein schwerer Schicksalsschlag. „Wir haben unseren Sohn verloren. Im Trauerseminar haben wir gelernt, Hilfe anzunehmen – jetzt will ich anderen helfen.“

Ihren Ausgleich zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit findet die Lavanttalerin in der Natur bei Spaziergängen mit ihrem Hund, im Theater oder bei einem guten Buch. Wenn sie eine Lebens- oder Leidensgeschichte zu sehr belastet, spricht sie mit anderen Ehrenamtlichen darüber. „Wir reden miteinander, das ist auch wichtig. Aber die Zeit im Krankenhaus ist für mich so eine Bereicherung.“