Die private US-Raumfahrtfirma SpaceX hat am 24. Mai die ersten 60 Satelliten für ihr geplantes weltumspannendes Internet-Netz im All ausgesetzt. Eine "Falcon 9"-Rakete von SpaceX brachte sie in die Umlaufbahn. In den kommenden Jahren will SpaceX nach bisherigen Plänen bis zu 12.000 Satelliten ins Weltall bringen.

Ziel des milliardenschweren Programms von Elon Musk, das unter dem Namen "Starlink" firmiert, ist es, sowohl entlegene Gebiete als auch Ballungszentren mit schnellem und preiswertem Breitband-Internet zu versorgen.

Astronomen schlagen Alarm

Astronomen - Großobservatorien und Hobby-Astronomen - auf der ganzen Welt schlagen nun Alarm. Bilder von den ersten 60 Satelliten, die Musk in die Umlaufbahn gebracht hat, zeigen, welche Auswirkungen dies auf den Sternenhimmel hat.

Amateur-Astronom Marco Langbroekhat folgende Aufnahme weniger als 24 Stunden nach dem Launch der 60 Satelliten über den Niederlanden aufgenommen:

Satelliten statt Sterne am Nachthimmel

Kurz nach dem Start der ersten Satelliten konnte man mit bloßem Auge das von ihnen reflektierte Sonnenlicht am Nachthimmel sehen. Wie eine irdische Übernahme des Weltalls nahmen sich die in einer Reihe leuchtenden Satelliten am Sternenhimmel aus. Denn in jener Höhe, also rund 550 Kilometer von der Erde entfernt - scheint noch die Sonne, wenn auf der Erde bereits Dunkelheit herrscht. Gerade in den Sommermonaten würden der Satelliten-Schwarm immer von der Erde aus zu sehen sein.

Astronomen wie Alex Parker vom Southwest Research Institute im US-Bundesstaat Texas bringen ihre Befürchtungen zum Ausdruck:

Sollten die geplanten weiteren Satelliten - insgesamt 12.000 - tatsächlich ins All folgen, könnte dies bedeuten, dass beim Blick in den Himmel nicht mehr Sternbilder zu sehen sind, sondern Satelliten. Entfernte Galaxien und Sterne würden einfach überstrahlt werden. Auch die Suche nach potenziell gefährlichen Asteroiden könnten beeinträchtigt sein.

Schneller und mehr Satelliten

Die jeweils über 200 Kilogramm schweren Satelliten sollen Daten von Bodenstationen bekommen und untereinander mit Hilfe von Lasern weiterleiten. Sie sollen in relativ niedrigen Umlaufbahnen fliegen und im Vergleich zu klassischer Satelliten-Kommunikation deutlich kürzere Verzögerungszeiten gewährleisten. Die ersten 60 Satelliten können allerdings noch nicht untereinander kommunizieren, sondern nur mit Bodenstationen.

Herkömmliche Kommunikationssatelliten befinden sich in der Regel in sogenannten geostationären Umlaufbahnen. Das bedeutet, dass sie in der Geschwindigkeit der Erdrotation fliegen und sie dadurch stets in der gleichen Position zur Erdoberfläche sind. Diese Satelliten sind in großen Höhen von zum Teil mehreren Zehntausend Kilometern - das sorgt für längere Verzögerungen bei der Übermittlung von Signalen.

Die Starlink-Satellitensollen dagegen in einer Höhe von einigen Hundert Kilometern unterwegs sein, was die Reaktionszeit deutlich verkürzt. Dadurch fliegen sie aber viel schneller und es sind mehr Satelliten notwendig.

Da im Orbit neben Hunderten anderen Satelliten inzwischen auch viel Weltraummüll unterwegs ist, sollen die Starlink-Satelliten bekannten Objekten ausweichen. Sie selbst sollen beim Eintritt in die Atmosphäre komplett verglühen.

Ähnliche Projekte

Auch andere Unternehmen verfolgen vergleichbare Projekte. So hatte im Februar eine Sojus-Rakete die ersten sechs Satelliten von OneWeb ins All befördert. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus und der US-Firma OneWeb, hinter der Internetpionier Greg Wyler steht.

Andere Projekte wie Telesat-Leo vom kanadischen Konzern Telesat sind aktuell in Arbeit. Es gibt auch Start-ups wie die US-Firma Swarm, die Netze aus nur wenige Kilogramm schweren Mini-Satelliten aufbauen. Einige neue Player haben bereits wieder aufgegeben, so etwa Facebook mit seiner Internet-Drohne "Aquila", die Signale von Satelliten zum Boden weiterleiten sollte.