Am Mittwoch haben Wissenschaftler zum ersten Mal ein Schwarzes Loch aufgenommen - eine Weltsensation. Bei dem aufgenommenen Exemplar handelt es sich um das extrem massereiche Schwarze Loch im Zentrum der 55 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie Messier 87.

Bisher gab es dazu nur Illustrationen. Dass dieses Projekt Realität wurde, ist zu einem wesentlichen Teil auch einer jungen Computerspezialistin zu verdanken. Katie Bouman (29) ist Absolventin des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie hat den entscheidenden Algorithmus, der dafür nötig war, um das Schwarze Loch in ein Bild zu fassen, mitentwickelt. Insgesamt gab es vier verschiedene Algorithmen. Mehr als 200 Forscher haben sich insgesamt an dem Projekt beteiligt.

Vor drei Jahren leitete Bouman ein dreiköpfiges Team, das den Algorithmus entwickelte, der für die Aufnahme des Schwarzen Lochs nötig war. Um in so einer gigantischen Entfernung überhaupt ausreichend Details erkennen zu können, mussten zunächst acht Einzelobservatorien auf Hawaii, in Chile, Mexiko, Spanien, Arizona und in der Antarktis rechnerisch zu einem Superteleskop - das sogenannte Teleskopnetzwerk Event Horizon - zusammengeschlossen werden.

Hunderte Festplatten voller Daten

Die Daten wurden auf Hunderten Festplatten gesammelt und dann in die Zentrale zur Verarbeitung geflogen. Eine Übertragung via Internet wäre unmöglich gewesen, so groß war die Menge der Daten.

Im vergangenen Juni, als dann alle Daten zusammengetragen waren, startete ihre Zusammenführung. Dann hieß es im Grunde nur noch warten, ständig die Frage im Hinterkopf, ob es tatsächlich möglich sein würde, das Bild vom Schwarzen Loch zu generieren. "Der Ring erschien mit so einer Leichtigkeit", wird Bouman von "The Next Web" zitiert.

Der Moment, in dem Katie Bouman das Bild vom Schwarzen Loch zum ersten Mal sah:

Vor sechs Jahren stieß Bouman zum Team. Damals wusste die Informatikerin und Elektrotechnikerin noch wenig über Schwarze Löcher. Der Umstand hielt sie jedoch nicht davon ab, "ihren eigenen Weg zu finden, Dinge sichtbar zu machen, die noch unsichtbar waren". Im Grunde war möglicherweise genau das der springende Punkt und möglicherweise die ideale Herangehensweise.

Im Netz wird Bouman als Heldin gefeiert. Sie selbst bleibt bescheiden: "Niemand in unserem Team hätte das alleine geschafft".

Hier spricht sie nach der Präsentation der Sensation:

Auf Bouman wartet indes eine neue Aufgabe. Sie startet im Herbst eine Assistenzprofessur  am California Institute of Technology. Auch dem Event Horizon-Team will sie treu bleiben, das zusätzlich zu den Teleskopen künftig auch mit Satelliten arbeiten will. Das nächste Ziel: Nicht nur ein Foto des Schwarzen Lochs, sondern gleich ein ganzes Video.

Hier erklärte Katie Bouman 2017 im Rahmen von TED-Talk, wie man ein Bild von einem Schwarzen Loch macht: