Eineinhalb Jahre, nachdem zum ersten Mal einem Kind beide Hände transplantiert wurden, kann es wieder schreiben, selbstständig essen und sich anziehen. In einem am Dienstag im Fachblatt "The Lancet Child & Adolescent Health" bezeichnen die Ärzte den Eingriff als Erfolg, verhehlen aber auch nicht die vielen Rückschläge und Härten für den inzwischen zehnjährigen Zion Harvey und seine Familie.
Zion Harvey waren im Juli 2015 in einer zehnstündigen Operation die Hände eines verstorbenen Kindes transplantiert worden. Im Jänner 2017 und damit 18 Monate nach dem Eingriff, sei er schon viel unabhängiger und könne tägliche Verrichtungen selbst übernehmen, beschreibt die Ärztin Sandra Amaral vom Kinderkrankenhaus in Philadelphia den damaligen Zustand ihres Patienten in dem jetzt erschienenen Artikel.
Zions Fähigkeiten verbesserten sich im Zuge der "täglichen Therapie zur Steigerung seiner Handfunktion". Der Zehnjährige erhalte auch psychosoziale Unterstützung, um mit der einschneidenden Veränderung seines Lebens durch die Transplantation umzugehen.
Folgenschwere Blutvergiftung
Als Zion zwei Jahre alt war, mussten seine Hände und Füße infolge einer schweren Blutvergiftung amputiert werden. Außerdem musste er sich einer Nierentransplantation unterziehen. Dass er deshalb bereits Medikamente zur Unterdrückung von Immunreaktionen erhielt, war ein wichtiger Grund, dass er für die Handtransplantation ausgewählt wurde.
Die Immunsuppressiva müssen eingenommen werden, um die Abstoßung eines Transplantats zu verhindern. Die Medikamente können aber ernsthafte Nebenwirkungen wie Nierenschädigungen, Infektionen und die Entwicklung von Diabetes und Krebs haben.
Zions Körper wehrte sich laut seinen Ärzten acht Mal gegen die neuen Hände, zwei Mal, im vierten und siebenten Monat nach der OP, zeigte er schwere Abstoßungsreaktionen. Sie hätten aber stets mit Hilfe der Medikamente gestoppt werden können, ohne die Funktion der Hände zu beeinträchtigen. Eineinhalb Jahre nach dem Eingriff musste der Bub aber weiter vier Medikamente zur Immunsuppression und Kortison einnehmen.
Ein umfangreiches Spezialistenteam durchlebte während all der Zeit gemeinsam mit dem Buben und seinen Eltern die Höhen und Tiefen der Behandlung. Zion profitiere von der Handtransplantation, der Eingriff sei für ihn und seine Familie aber auch "sehr anspruchsvoll" gewesen, bilanzierte Amaral.