Wie kann man heute, 50 Jahre danach, beschreiben, was diese Worte bedeuteten? Als Neil Armstrong das erfolgreiche Aufsetzen der Landefähre im Mare Tranquillitatis auf dem Mond mit stoischer Stimme verkündete, gab es ein globales Aufatmen wie nie zuvor und auch seither nicht mehr. Ein Ziel, das Generationen ersehnt hatten, war erreicht worden. Eine Propagandaschlacht zugunsten des freien Westens gewonnen worden. Hunderte Millionen Menschen lauschten gebannt dem Radio oder warteten nun auf flackernde Bilder vom 350.000 Kilometer entfernten Mond.

Krieg war Vater des Erfolges


Es war Mitte der 1950er-Jahre, als im Zuge des Kalten Krieges die Weltraumfahrt plötzlich an enormer Bedeutung gewann. Als 1957 die Sowjets den ersten Satelliten, "Sputnik", lancierten, kam es im Westen zum "Sputnikschock". In den USA brach Panik aus, in den Naturwissenschaften hinter die Sowjets zurückzufallen – Lehrpläne wurde geändert, Millionen in die Forschung gesteckt, das Rennen um die Weltraumherrschaft massiv in Angriff genommen. Doch so richtig kam man im Westen nicht vom Fleck, Europa war ohnehin nur Zaungast. Es war der viel umjubelte Präsident John F. Kennedy, der das Rennen endgültig startete und zugleich die Ziellinie vorgab: Bis Ende der 1960er-Jahre sollte von den USA der Mond – bemannt – erreicht werden.

Die mächtige Saturn-V-Rakete hebt mit der Apollo-11-Crew ab
Die mächtige Saturn-V-Rakete hebt mit der Apollo-11-Crew ab © (c) AP

Der Wettlauf zwischen den zwei politischen Systemen ist heute nur schwer nachvollziehbar. Während in den USA die Astronauten im Rampenlicht standen, gab die Sowjetunion immer erst dann einen Start bekannt, wenn die erfolgreiche Landung bereits erfolgt war. Gebannt verfolgte man dann im Westen, wie das kommunistische Regime einen Rekord nach dem anderen verkündete (aber nicht feierte!), während US-Raketen immer wieder öffentlichkeitswirksam vor laufenden Kameras explodierten.
In drei Stufen näherten sich die Amerikaner dem großen Ziel: Mit den Mercury-Missionen (nur ein Besatzungsmitglied) wurden Grundlagen erprobt, mit Gemini (zwei Personen) Steuerung- und Kopplungsmanöver entwickelt, ehe dann die Apollo-Missionen (drei Leute) Richtung Mond hinzielten. Eine furchtbare Katastrophe erschütterte die Nation, als bei Bodentests drei Astronauten verbrannten.

Zwar war viel von Wissenschaft und friedlicher Eroberung des Weltraums die Rede. Aber beiden Seiten ging es darum, ihr Atomwaffenarsenal von Flugzeugen auf zuverlässige Raketen zu verlagern. Hinter dem Apollo-Programm, das offiziell rund 24 Milliarden Dollar gekostet haben soll (nach heutigem Wert etwa 150 Milliarden Dollar), standen Zehntausende Firmen und Hunderttausende Mitarbeiter. Viele der Sicherheitsstandards, die wir heute in der Luftfahrt kennen, wurden im Rahmen der bemannten Weltraumfahrt damals entwickelt. Nicht zu vergessen den Einfluss, den der Wettlauf zum Mond auf die Bereiche Elektronik, Computertechnik und Materialforschung hatte und hat.

Begleitet war dies von einer bis dahin nicht gekannten medialen Hysterie. Die Astronauten selber waren in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen menschlichen Versuchskaninchen, vom Bordcomputer und der Zentrale in Houston bestimmten passiven Passagieren und "Helden der Nation" mit angeblich perfekten Familienverhältnissen angesiedelt. Während die USA im Sumpf des Vietnamkriegs, der Bürgerrechtsbewegung und der 68er-Revolte versanken, ließen die Astronauten den uramerikanischen Traum vom Hinausschieben oder gar Überwinden von Grenzen hochleben. "New Frontier" hieß das politische Programm von Kennedy.

Demgegenüber standen die dürren Meldungen der sowjetischen Tass-Agentur. Selbst zwischen den Zeilen stand nichts Verwertbares, aus Satellitenaufnahmen und Überflügen versuchten die Amerikaner den sowjetischen Fortschritt zu erschließen. Lediglich Juri Gagarin (der erste Mensch im All) wurde – streng kontrolliert – in der Welt herumgereicht.
Der zentrale Höhepunkt dieses Pokers spielte sich just rund um Apollo 11 ab. Die Russen hatten unmittelbar davor Luna 15 Richtung Mond geschickt. Würde die unbemannte Sonde als erste am Mond landen und dann Mondgestein mitbringen? Würde das Gerät gar die Amerikaner bei heiklen Manövern stören? Alles war möglich, doch letztlich prallte die sowjetische Landeeinheit unkontrolliert auf dem Mond auf, kurz bevor Armstrong und Aldrin die Mondoberfläche wieder verließen.

Die Sowjets kommentierten dies nicht. Nichts durfte über die Misserfolge an die Öffentlichkeit dringen, alles war streng geheim. Das ging so weit, dass der Name des begnadeten Gegenspielers von Wernher von Braun, Sergei Koroljow, erst nach seinem Tod bekannt gegeben wurde. Umgekehrt war der Deutsche, der im Dritten Reich KZ-Häftlinge zur Raketenproduktion eingesetzt hatte, Held der Stunde und durfte dann sogar von der bemannten Erforschung des Mars träumen.

Die Apollo-Missionen (sieben im Vorfeld und sechs, die auf dem Mond tatsächlich landeten) waren von bis dato unbekannter Komplexität. Nicht nur die gigantische Saturn-Rakete übertraf alles bisher Gewesene, die riesigen Entfernungen, das tödliche Umfeld und die extremen Vorgaben beim Gewichtsmanagement stellten die Ingenieure vor beispiellose Herausforderungen. Hunderte Schiffe waren weltweit ebenso im Einsatz wie ein internationales Netz von Empfangsstationen. Weil man sich vor Kontaminationen fürchtete, mussten die Astronauten nach der Wasserung für drei Wochen in Quarantäne.

Die Mondlandung selbst war für heutige Verhältnisse extrem riskant. In mehreren Phasen gab es keine Rettungsmöglichkeiten, hätte etwas versagt. Trotz der exzellenten Ausbildung und herausragenden Intelligenz, gepaart mit Unerschrockenheit und oft Kampferfahrung, waren die Astronauten doch auf Gedeih und Verderb den fragilen Raumschiffen, den primitiven Computern und der Physik ausgeliefert.

Es gab immer wieder Pannen, wie etwa beim Landeanflug, als sich der Computer "aufhängte" und ein Abbruch im Raum stand. Zwei Flüge später, bei Apollo 13, führte eine Explosion beinahe zum Verlust der gesamten Mission bzw. Mannschaft. Den Sowjets ging es noch schlechter – nur wurde dies erst 30 Jahre später bekannt. Nach ihrer offensichtlichen Niederlage im Wettlauf um den Mond schwenkten sie auf ein ehrgeiziges Programm zur Entwicklung von Raumstationen ein.

Blick auf das Raumschiff Erde

Das Apollo-Programm hatte tief greifende Folgen. Die Fotos, die die Astronauten von der trostlosen Oberfläche des Mondes und von der strahlend blauen Erdkugel sendeten, veränderten unseren gesamten Blick auf das "Raumschiff Erde". Im Tauziehen um die Ideologie waren die Mondlandungen für jedermann sichtbare Siege des freien Westens. Tatsächlich aber bahnte sich damit auch eine technologische Überlegenheit an, die 20 Jahre später wirtschaftlich die Sowjetunion in die Knie zwingen würde.

Die wissenschaftliche Ausbeute (mehrere Hundert Kilo Gesteinsmaterial in den sechs Missionen) blieb überschaubar. Tatsächlich erlahmte das Interesse der Öffentlichkeit schnell, auch wenn die Astronauten gefeierte Helden blieben. Im Dezember 1972 war es mit den Mondlandungen dann endgültig vorbei – und bis heute ist dorthin noch kein Mensch wieder zurückgekehrt. Die USA konzentrierten sich auf das Spaceshuttle-Programm und unbemannte Missionen.

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Ja, es war ein Meilenstein gewesen – aber eher im Kampf der politischen Systeme als im Hinblick auf Wissenschaft oder systematische Weltraumeroberung. Und ja, es war eine einzigartige Kraftanstrengung gewesen – die technologischen Früchte pflücken die USA gewissermaßen noch heute.