In einer Sache ist Österreich Europameister. Zur Enttäuschung vieler nicht im Fußball, sondern beim Flächenverbrauch. 11,5 Hektar werden täglich umgewandelt, über 40 Prozent davon gar versiegelt. Die vielen neuen Gewerbeflächen, Autostraßen und Parkplätze nehmen der Land- und Forstwirtschaft, aber auch wertvollen Naturräumen den Platz weg. Wir schaden damit der Ernährungssicherheit und zerstören Lebensräume von Tieren und Pflanzen.
Auch sonst ist der Asphalt zu wenig anderem gut, als mit dem Auto darüber zu brettern. Er lässt Wasser nicht gut abfließen – ein Problem für den Hochwasserschutz – und nimmt dem Boden die Fähigkeit, CO2 aus der Luft zu binden. Kleinstlebewesen sterben und Biomasse, wie altes Gras oder Falllaub, kann nicht mehr abgebaut werden. Die Funktion des Bodens geht verloren.
Der alltägliche Flächenfraß muss deshalb ein Ende haben. Große Verantwortung tragen dabei die Gemeinden, denn Widmungen von Flächen (etwa als Gewerbegebiet) sind ihre Aufgabe. Bürgermeister:innen können sich als zukunftsfit beweisen, wenn sie den Boden ihrer Gemeinde nicht maßlosen Bautätigkeiten zum Opfer fallen lassen, sondern für Naturräume und Artenvielfalt einstehen, bereits versiegelte Flächen wie Parkplätze durch PV-Anlagen doppelt nutzen und statt neuer Straßen öffentlichen Verkehr und aktive Mobilität fördern.
Sie können zusätzlich darüber entscheiden, welche Flächen wieder von Asphalt befreit werden. Durch das Entsiegeln von alten, ungenutzten Industriegeländen, oder das kluge Rückbauen von Flussbegradigungen, können Naherholungsgebiete geschaffen werden.
Für all das braucht es auch einen klaren Rahmen der Länder und des Bundes. Durch überregionale Raumplanung können in allen Regionen Widmungsquoten festgelegt werden. Zudem muss die Nutzung bestehender Gebäude gefördert und müssen mehrstöckige Gebäude einstöckigen Industrieparks vorgezogen werden. In Zeiten von Klimakrise und Artensterben wäre ein Netto-Null-Versiegelungsziel ein Gebot der Stunde!
Katharina Rogenhofer