Immer drückender fühlte sich die längste Hitzewelle des Sommers in Österreich an. Was früher ein besonders heißer Sommer war, ist heute üblich, heißt es von Geosphere Austria. Doch warum regnet es im Sommer – gefühlt – immer mehr und vor allem stärker?

"Die Art des Sommerwetters hat sich geändert. In Richtung dieser abrupteren Abfolge von besonders ausgeprägten Hitzewellen, zwischendrin wieder unwetterträchtigen Starkniederschlägen und dann aber wieder Hitzewellen. Es ist anders als die regelmäßigere Wetterabfolge, die wir noch vor Jahrzehnten hatten", erklärt Gottfried Kirchengast, Klimawissenschaftler und Gründer des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz. "Das ist einer der stärksten Fingerabdrücke des Klimawandels, wenn man sieht, wie stark sich Wetterextreme intensiviert haben", so Kirchengast weiter.FPÖ-Chef Herbert Kickl behauptete dennoch bei den "ORF-Sommergesprächen 2023" am Montag, der Weltklimarat würde die These vertreten, zwischen den Unwettern und dem Klimawandel bestehe kein direkter Zusammenhang. Doch aus dem Bericht des Weltklimarates 2023 heißt es übersetzt: "Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus."

Die globale menschengemachte Erwärmung

Gottfried Kirchengast ist Klimawissenschaftler und Gründer des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz
Gottfried Kirchengast ist Klimawissenschaftler und Gründer des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz © (c) G. Neuhold

Auch laut Geosphere seien die Sommer in allen Regionen deutlich heißer geworden. Beim Wetterverlauf zeigt sich nach Kirchengast ein neuer Charakter, "seit im Hintergrund die globale menschengemachte Erwärmung stattfindet". Die Wetterlagen haben eine abruptere Wetterform angenommen und es gebe einen Wechsel zwischen ausgeprägten, sehr heißen, teils langen Wetterlagen und zunehmender Feuchtigkeit."Allein aus diesem Effekt, dass es deutlich heißer ist, ist die Luft fähig, viel mehr Feuchte aufzunehmen." Wenn dann die Luftschichtung labil wird, kommt diese ganze Feuchtigkeit aus der Luft auf den Boden. "Und das wird voraussichtlich ab Samstag passieren", erklärt Kirchengast. Es zeige ein ähnliches Bild wie die letzte Unwetterphase im Süden Österreichs im Juli/August. Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen in ihrem Haus und ihrer Umgebung Unwettervorsorge leisten.

Solche Unwetter gab es noch nie

Laut Weltklimarat habe der Klimawandel weitreichend negative Auswirkungen. Für Natur und Mensch. Kirchengast sagt: "Es muss allen klargemacht werden, dass wir im Jahr 2023 in einer Welt leben, wo Unwetter in einer Stärke passieren, wo selbst die hochbetagte Oma sagt: 'Das habe ich noch nie gesehen.' Das ist klimaphysikalisch klar, den Klimawandel hat es in dieser ausgeprägten Form auch noch nicht gegeben." Die einzig wirksame langfristige Vorsorge, um diese Effekte zu begrenzen, "ist tatsächlich der Klimaschutz, der Abbau von Emissionen".