Das Corona-Lazarett in der Messe hat ab Freitag endgültig ausgedient. Ursprünglich wurde das Notquartier im April für leichte und mittlere Corona-Fälle errichtet, um auf eventuelle Spitalsüberlastungen vorbereitet zu sein. Im Ernstfall hätte man die 880 eingerichteten Betten auf 3.100 Betten aufstocken können. Doch das Worst-Case-Szenario ist bekanntlich nie eingetreten. Die Höchstbelegung wurde mit rund 300 Asylwerbern im Mai erreicht, deren Flüchtlingsunterkunft in Wien Erdberg für eine Quarantäne ungeeignet war. Seitdem wurden in der Messe kaum mehr Patientinnen und Patienten betreut, weshalb die Verträge mit der Messe und auch mit dem für die Betreuung zuständigen Arbeitersamariterbund Ende Juli auslaufen. Die Gesamtkosten für das Notquartier dürften laut Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) letztendlich bei rund 50 Millionen Euro liegen.

30 neue Notquartiere mit bis zu 6.000 Betten

Ab August kann die Messe wieder für Veranstaltungen genutzt werden. Bei einer möglichen zweiten Welle im Herbst spielt sie als Covid-19-Betreuungseinrichtung keine Rolle mehr. Eher setze man auf viele kleinere Unterkünfte, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).30 Unterkünfte seien gescreent worden und können im Herbst je nach Bedarf und Patienten-Art aktiviert werden. So gebe es unterschiedliche Unterkünfte, etwa für medizinisches Personal oder Menschen mit und ohne Pflegebedarf. Je nach tatsächlicher Nutzung stehen insgesamt rund 6.000 Betten zur Verfügung, also fast doppelt so viele, wie in der Messe. Bis es soweit ist, bleiben über den Sommer drei Corona-Notquartiere bestehen: Im Geriatriezentrum am Wienerwald, im Otto-Wagner-Spital und im alten Krankenhaus Floridsdorf können insgesamt rund 130 Erkrankte untergebracht werden.

Gratis Grippeimpfung gegen falsche Verdachtsfälle

Nicht nur mit Notquartieren, auch mit Grippeimpfstoff wappnet sich die Stadt gegen eine zweite Welle im Herbst. Schon im April ließ Gesundheitsstadtrat Peter Hacker 400.000 Impfstoffe einkaufen. Mit kostenlosen Grippeimpfungen will man die Durchimpfungsrate von derzeit 8 auf 25 Prozent erhöhen, heißt es aus Hackers Büro. So soll vorgebeugt werden, dass Influenza-Erkrankungen zu Corona-Verdachtsfällen werden. Der Probelauf für die Impfaktion fand bereits statt. In den vergangenen zwei Wochen wurde die Messe zur FSME-Impfstraße umfunktioniert. 3.200 Menschen nahmen einen Termin für die Zecken-Impfaktion wahr.

Ampelsystem auf Bundesebene kommt

Abgesehen von Impfungen und Notquartieren verfolgt die Stadtregierung weiter die bisherige Strategie und testet alle Kontaktpersonen von Infizierten durch, egal ob sie Symptome zeigen oder nicht. Jeder positive Befund löse weitere Test-Kaskaden aus, sagt Hacker Sprecher Mario Dujaković. So komme es auch, dass es in den letzten sieben Tagen über 300 neue Corona-Infektionen festgestellt wurden. Aber die Zahlen steigen auch tatsächlich und nicht nur wegen der hohen Testanzahl. Die meisten Personen stecken sich am Arbeitsplatz und in der Familie an. Relevante Cluster gibt es derzeit aber nicht in der Stadt. Auch um den Cluster in der serbisch-orthodoxen Kirche mit bis dato zehn Erkrankten, ist es ruhig geworden. Auf Bundesebene blickt man deshalb ausnahmsweise nicht nach Wien sondern nach St. Wolfgang. Und bereitet unterdessen das Corona-Ampelsystem vor, das morgen im Sommerministerrat beschlossen und ab August erprobt werden soll, auch in Wien.