Rund 6000 Urlauber infizierten sich vergangenes Frühjahr im Tiroler Skiort Ischgl mit Covid-19, nachweislich 32 von ihnen starben. Unter ihnen ist der bekannte österreichische Publizist Hannes Schopf,  ehemaliger Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Furche", Mitglied des Österreichischen Presserates und Sprecher des Verbandes Österreichischer Zeitungen.

Der Waldviertler starb kurze Zeit nach seinem Skiurlaub in Ischgl, am Karfreitag 2020, 72-jährig an Corona. Seine Witwe Sieglinde Schopf war eine der Ersten, die sich am Prozess gegen die Republik Österreich beteiligten.

Schopf, seit seiner frühesten Kindheit leidenschaftlicher Skifahrer, war im März 2020 kurzfristig eingesprungen, als bei einem Skiurlaub im Bekanntenkreis ein Platz frei geworden war. „Eigentlich hat er ,Nein‘ gesagt, weil er nur einen Herrn dieser Gruppe kannte. Ich habe ihn bestärkt. Das sind meine großen Schuldgefühle", erzählte Sieglinde Schopf nach seinem tragischen Tod der Kirchenzeitung "Der Sonntag".

Ihren Mann hat sie in der Rettung das letzte Mal gesehen, Besuche am Krankenbett und in der Intensivstation waren nicht mehr erlaubt.

Starb nach Skiurlaub in Ischgl: Ex-Furche-Chefradakteur Hannes Schopf
Starb nach Skiurlaub in Ischgl: Ex-Furche-Chefradakteur Hannes Schopf © APA/VÖZ

Für viele dieser Covid-Geschädigten, die sich in den Märztagen des vergangenen Jahres in Tirol angesteckt haben, ist Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzverbandes (VSV), der Hoffnungsträger. Als die Vorfälle rund um Ischgl bekannt wurden, erstattete der VSV sofort Strafanzeige und begann online mit der Sammlung von Fällen möglicher Geschädigter.

"Rund 6000 aus der ganzen Welt haben sich gemeldet", so Kolba zur Kleinen Zeitung. Einer von ihnen war die Witwe von Hannes Schopf. Ihr Fall und der von drei weiteren Geschädigten aus Deutschland - ein Urlauber starb, ein weiterer leidet noch heute unter den Folgen der Infektion - sollten in den letzten Tagen in Wien verhandelt werden. Als erste von vielen weiteren Klagen gegen die Republik Österreich. "Zehn weitere wurden bisher eingebracht, an die 100 sind in Vorbereitung", betont Kolba. Alle aus Österreich und Deutschland - "wir dehnen die Fälle aber jetzt auf die Niederlande, die Schweiz und Großbritannien aus".

VSV-Obmann Peter Kolba
VSV-Obmann Peter Kolba © APA/HERBERT NEUBAUER

Schadensersatzforderungen laufen

Je nach erlittenem Schaden werden Forderungen eingeklagt. "Das fängt bei 6000 Euro an und geht im Todesfall bis zu 100.000 Euro." Die Geschädigten bzw. ihre Angehörigen schildern dem VSV die genauen Umstände bis hin zum Fakt, wie lange der Verstorbene gelitten hat. "Danach wird die Forderung aufgrund einer Tabelle von uns berechnet", erklärt Kolba. Im Fall Schopf werden aufgrund der tragischen Umstände 100.000 Euro gefordert.

Für die ersten Klagen wurden Personen gesucht, die zwischen 7. und 13. März in Ischgl waren, also der letzten Woche vor den behördlichen Maßnahmen - als die Gefahr also den Verantwortlichen bereits bekannt gewesen sein soll. "Da rechnen wir uns die größten Chancen aus."

Wobei es in vielen Fällen völlig unklar ist, wie genau sich die Betroffenen angesteckt hatten. Ein Deutscher - einer der vier ersten Kläger - war als Geschäftsreisender nur einen Tag in Ischgl, hatte dort nicht einmal übernachtet. Hannes Schopf war nie beim Apres Ski, bei ihm glaubt man, er könnte sich bei der überstürzten Abreise im Bus angesteckt haben.

Doch wann die Verhandlung jetzt abgewickelt wird, steht in den Sternen. Aufgrund des strengen Lockdowns in Wien wurden die Prozesse auf unbestimmte Zeit verschoben. "Wir wissen nicht, ob sie noch vor dem Sommer stattfinden werden oder erst im Herbst", betont Peter Kolba.

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