Für die beiden Gemeinden Radstadt und Bad Hofgastein im Salzburger Pongau ist ab heute, Freitag, für zwei Wochen bis vorerst 18. März, 24.00 Uhr eine Ausreisebeschränkung verhängt worden. Personen ab 15 Jahren, die das Gemeindegebiet verlassen wollen, müssen einen negativen Coronatest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Ausgenommen sind Durchreisende. Die Ausfahrtkontrollen sind laut Behörden "planmäßig angelaufen".
Die Ausreisebeschränkung wurde wegen gestiegener Neuinfektionen eingeführt. Die Bevölkerung scheint sich gut auf die Maßnahmen vorbereitet zu haben, hieß es vonseiten des Landes. An insgesamt rund zehn Checkpoints werden die Ausreisenden kontrolliert, auch Bus- und Bahnreisende werden überprüft. Im Einsatz sind Polizisten, rund 50 Soldaten des Bundesheers leisten einen Assistenzeinsatz.
Beschwerden von Arbeitgebern
Die Bewohner tragen die neue Verordnung zwar mit, "es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig", sagte der Bürgermeister von Radstadt, Christian Pewny, am Freitagvormittag im APA-Gespräch. Er ortet eine gewisse Müdigkeit in der Bevölkerung, nach einem Jahr mit dem Coronavirus samt den Einschränkungen und Lockdowns.
In Radstadt wurden vier Checkpoints eingerichtet. Die Ausfahrtkontrollen sind offenbar nicht reibungslos angelaufen. "In der Früh war es heute noch etwas chaotisch", schilderte der Ortschef. Es hätten sich Staus gebildet, auf der B320 betrug der Stau im morgendlichen Verkehr zur Spitzenzeit laut Pewny rund zwei Kilometer. "Auch Schulbusse standen im Stau." Besorgte Eltern hätten angerufen, weil ihre Kinder Schularbeiten schreiben müssten aber zu spät in die Schule kommen würden. Ihm seien auch Beschwerden von Arbeitgebern zu Ohren gekommen, dass ihre Mitarbeiter zu spät an ihrem Arbeitsplatz eintreffen.
Lage in Bad Hofgastein ruhiger
In Bad Hofgastein war die Lage heute in der Früh "recht ruhig", wie Bürgermeister Markus Viehauser im APA-Gespräch erklärte. Das habe eine erste Einschätzung des Krisenstabs bestehend aus Vertretern der Bezirkshauptmannschaft, Polizei und des Roten Kreuzes ergeben. Staus habe es noch keine gegeben. "Wenn das so weiter geht, werden wir das durchstehen. Wir helfen alle zusammen. Es funktioniert nicht schlecht", lautete die erste Bilanz des Ortschefs. Die Pendler hätten sich auf die Maßnahmen eingestellt, das Rote Kreuz habe eine dritte Teststraße eingerichtet und auch die Apotheke habe die Testkapazitäten erweitert.
In Bad Hofgastein gibt es zwei Checkpoints. Der Bürgermeister hat den Eindruck gewonnen, dass die Bevölkerung die Maßnahmen akzeptiert. "Natürlich ist man nicht glücklich darüber. Am meisten trifft es das Gewerbe, den Handel und die Pendler." Sie hätten sich Ausnahmen gewünscht. Für die gestiegenen Infektionszahlen könnte Viehauser zufolge die britische Virusvariante verantwortlich sein. Seit letzter Woche seien aber die Zahlen um einiges gesunken.
"Zum Glück gibt es keine Hospitalisierung", sagte Viehauser. "Die Krankheitsverläufe sind einigermaßen mild." Ein großer Anteil der 99 aktiv Infizierten seien jüngere Personen. Hoffnung gibt dem Bürgermeister, dass die Bewohner im Altersheim geimpft seien.
Infektionen gehen durch die Decke
Auch Lieferanten müssen negative Tests vorweisen. Den Durchreisenden wird geraten, sich bereits vor der Einreise an einer Teststation testen zu lassen, damit die Testkapazitäten für die ansässige Bevölkerung in den beiden Gemeinden nicht überlastet werden.
Die beiden Orte wiesen Anfang dieser Woche eine Sieben-Tages-Inzidenz von 1.042 beziehungsweise 1.168 auf. "Wir müssen jetzt reagieren, denn die Corona-Neuinfektionen in den beiden Gemeinden gehen durch die Decke", begründete Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die verschärften Maßnahmen.