Das kollektive Korsett wird also um eine weitere Stufe loser geschnürt. Österreichs Bundesregierung gewährt Lockerungen – so weit die noch gebotene Vorsicht es zulässt. Mit den Exit-Strategien keimt die Dosis Optimismus, die es braucht. Im Alltag drückt es indes weiter: Dieser Virus hat nicht vor, den Platz rasch zu räumen. Er macht uns müde.

Der 2. Mai als neuer Stichtag – insgesamt aber eine weiter gebremste Welt, mit wie Dominosteinen aufgefädelten Problemen. Sorge um den anvisierten Auslandsurlaub (so man sich noch einen leisten kann!), der in die Ferne rückte – und womöglich auf schöne Tagträume umgebucht werden muss: Relative Perspektivenlosigkeit ist nicht schön. Und dann ist da noch wahre Existenznot. Ja, die Angst vor einer Ansteckung wich verstärkt jener vor der Zukunft.

Eine Tugend, die nicht mehr in unsere Zeit passen will, feiert jetzt ihr Comeback, zwangsweise: die Geduld. Der notwendige, lange Arm des zuversichtlichen Ausharrens wäre gefragt, er ist aber längst stark verkümmert. Wir – die in der Ära des allzeit Verfügbaren, in dieser digital gepflasterten Zeit, mit unserer globalen Warenkorb-Mentalität nicht mehr gewöhnt sind, zuzuwarten: Wir hielten und halten uns größtenteils brav an die nötigen Vorgaben – es rumort aber bereits laut hörbar im Gebälk.