Tatsächlich ist Musik so wichtig für ihn, dass Guilherme Peixoto im Vorjahr während einer Vatikan-Reise Papst Franziskus um die Segnung seiner Kopfhörer bat. Als der Coronavirus sein kleines portugiesisches Dorf erreichte, war dem Priester sofort klar, wie er seine Gemeinde vor dem Isolationsblues bewahren könnte.
Jeden Freitag- und Sonntagabend tauscht der 45-Jährige Messgewand gegen T-Shirt, dreht die Lautstärke auf und drückt auf Play, um in einem Facebook-Livestream seine Lieblingshits aufzulegen. "Gerade jetzt ist es besonders wichtig, Social-Media-Kanäle dafür zu nützen, um die Menschen zu erreichen und ihnen Freude zu bereiten", erzählte Peixoto Reuters: "Die Menschen freuen sich, wenn sie einen Priester online Musik spielen sehen."
Peixoto steckt eine Menge Arbeit in seine Livestreams. Vor einer funkelnd farbenfrohen Kulisse baut er seine Turntables, Mischpult und Mikrofon auf, im Hintergrund blinken Lichterketten. "Danke, lieber Pfarrer, für die großartige Musik", bedankte sich ein Zuschauer vergangenen Freitag. Und ein anderer kommentierte: "Danke, dass du unsere Stimmung hebst."
In seinen Videos hält er seine Gemeinde dazu an, zuhause und gesund zu bleiben, und führt Messen und sogar Begräbnisse online durch. "Auch wenn die Kirchen geschlossen sind, möchte ich die Menschen da draußen wissen lassen, dass es viele Wege gibt zu beten."
Seine Onlineevents begeistern Tausende Menschen, jung wie alt, die sich derzeit aufgrund des Coronavirus, das in Portugal bisher zu rund 11.000 Infektionen und über 300 Toten geführt hat, in Heimquarantäne befinden. Seit drei Wochen herrscht in Portugal der Ausnahmezustand.
Sobald der Shutdown vorüber ist und das Land in seinen Alltag zurückkehren kann, wird Peixoto wieder vor Ort für seine Gemeinde als DJ auflegen, so wie er es bereits seit über einem Jahrzehnt in den warmen Sommermonaten macht. "Die Menschen spornen mich an, innovativ zu bleiben", erklärt Peixoto, der vor ein paar Jahren einen DJ-Kurs gemacht hat, um seine Auflegeskills zu erweitern. "Diese Pandemie könnte die Kirche revolutionieren - die Möglichkeit ist absolut da", zeigt sich Peixoto hoffnungsfroh.
Catarina Demony/Reuters